Existiert Gott ?

Gibt es Gott ?   Die Existenz Gottes kann wissenschaftlich gesehen wahrscheinlich weder bewiesen noch widerlegt werden. Eine mögliche Antwort darauf gibt vielleicht das Kausalitätsgesetz (lex causalitatis).

 Das bedeutet jedoch zunächst einmal nicht, dass es keine Belege für die Existenz Gottes gibt. Roemer 1:19-21:  19 Denn was man von Gott weiß, ist ihnen offenbar; denn Gott hat es ihnen offenbart, 20 damit das Gottes unsichtbares Wesen, das ist seine ewige Kraft und Gottheit, wird ersehen, so man des wahrnimmt, an den Werken, nämlich an der Schöpfung der Welt; also dass sie keine Entschuldigung haben, 21 dieweil sie wussten, dass ein Gott ist, und haben ihn nicht gepriesen als einen Gott noch ihm gedankt, sondern sind in ihrem Dichten eitel geworden, und ihr unverständiges Herz ist verfinstert. Psalm 19,2-5 sagt: Das Betrachten der Sterne, Erkennen der Weite des Universums, Beobachten der Wunder der Natur, Sehen der Schönheit eines Sonnenuntergangs - all dies weist auf einen Schöpfer  Gott.  Und dann sind da die Hinweise auf Gott in den Herzen der Menschen.  Prediger 3,11 sagt: “...auch hat er die Ewigkeit in ihr Herz gelegt...” Tief im Innersten des Menschen ist die Erkenntnis verankert, dass es etwas über dieses Leben, und jemanden über diese Welt hinaus gibt. Und das mag man Gott nennen oder auch anders.


Kein Mensch wird als Christ geboren, und kein Mensch wird als Atheist geboren. Augenfarbe und  Blutgruppe werden dem Menschen durch seine Chromosomen vorgegeben, nicht aber seine weltanschaulichen Ansichten. Weltanschauungen gibt es viele. Jeder Mensch hat im Prinzip eine Weltanschauung. Diese bestimmt, was jener Mensch glaubt. In Bezug auf die Frage „Gibt es Gott“ kann man jede Weltanschauung in eine der folgenden vier Kategorien einordnen:


  1. Der Theismus (ein persönlicher Gott, der wirkt, wie zum Beispiel im Christentum)
  2. Der Deismus (ein unpersönlicher Gott, der alles erschaffen hat, aber sich von der Welt fernhält)
  3. Der Pantheismus (Gott ist in allem und alles ist Gott)
  4. Der Atheismus (es gibt keinen Gott)


Das Judentum, Christentum, Hinduismus und der Islam sind theistisch. Des Weiteren sind einige Formen des Buddhismus (aus Indien) und des Taoismus (aus China) ebenfalls theistisch.  Der Theismus sieht Gott als Schöpfer der Welt, der sie nicht nur erhält, sondern auch lenkend in sie eingreift. Gott kann jederzeit als Kausalursache in die Welt eingreifen. Damit unterscheidet er sich vom Deismus, der jeden Eingriff eines Gottes in die Welt verneint.  Deisten verstehen das Göttliche zwar als „Ursprung alles Seienden“, lehnen aber konkretes göttliches Eingreifen in die Schöpfung als „nicht begründbar“ ab. Ein Einfluss nehmender Gott, wie er zum Beispiel in der Bibel beschrieben wird,  stünde zudem im Gegensatz zum freien Willen des Menschen. Bekennende Deisten waren z. B. Gottfried Wilhelm Leibniz, François-Marie Arouet  (Voltaire), Jean Jacques Rousseau, Isaac Newton, John Locke und andere. Der Gott theistischer Religionen wirkt in der Welt z. B. etwa durch Wunder und Offenbarungen, ist aber komplett von ihr verschieden (=  Dualismus von Schöpfer und Schöpfung). Das unterscheidet den Theismus vom Pantheismus. Letzterer ist eine religionsphilosophische Lehre, die den Gottesbegriff mit der Allheit des Seins gleichsetzt. Die Natur, der Kosmos, die Welt sind Gott. Im Pantheismus ist kein personifizierter Gott vorhanden. Die Allheit des Seins hat keinen Schöpfer, vielmehr wird sie in sich vollkommen als das Göttliche verstanden.  Die Vorstellung eines Pantheismus reichen bis zu den Vorsokratikern Xenophanes (580–485) und Parmenides (540–480) zurück. Auch in der Stoischen Philosophie finden sich Spuren eines pantheistischen Denkens. Nicht zu verwechseln ist der Pantheismus mit dem Animismus der die Beseeltheit aller (oder bestimmter) Naturerscheinungen annimmt. Eine theologische Prägung des Pantheismus, der  theomonistische Pantheismus behauptet, dass nur Gott bestehe und hebt damit die Eigenexistenz der Welt auf. Diese religiöse Lehre, die die Nichtigkeit der Welt behauptet, findet sich am reinsten in der indischen Vedanta-Philosophie wieder. Eine Sonderform des Pantheismus, der Panentheismus geht davon aus, dass die Allheit des Seins aus Gott hervorgeht und Gott der Welt innewohnt, aber größer als die Welt sei.  Darin unterscheidet sich die panentheistische von der pantheistischen Auffassung, die Gott als identisch mit der Welt betrachtet.  Insofern steht der Panentheismus so in der Mitte zwischen Pantheismus und Theismus .


Für den Theismus wie auch für den Deismus ist der Glaube an Götter zentrales Glaubensmerkmal, wobei der Monotheismus den Glauben an einen Gott und der Polytheismus den Glauben an mehrere Götter bezeichnet.  Die meisten Religionen des Altertums waren polytheistisch. Zur polytheistischen Götterwelt zählen die sumerischen ,  babylonischen und  assyrischen Götter, die Götter Kanaans und Ugarits, die griechischen und römischen Götter, die ägyptischen Götter, die skandinavischen Asen und Wanen, die germanischen und keltischen Götter, die Göttersysteme der Balten, Finnen, Slawen, Orisha, Yoruba und die Götter der Maya und Azteken. Monotheistische Religionen sind das Judentum, das Christentum, der Islam, der Sikhismus, das Bahaitum, das Jesidentum sowie der Zoroastrismus.


Die vierte Weltanschauung, die Glaubensrichtung des Atheismus,  lehnt jede Vorstellung von einem Gott ab. Die Atheisten glauben, dass es keinen Gott und auch keine Götter gibt. Außerdem lehnen sie ganz grundsätzlich auch jeden Gedanken an ein Wirken  übernatürlicher Mächte ab. Zum Atheismus zählt in weiterem Sinne auch der Agnostizismus wonach eine Existenz von Gott oder Göttern ungeklärt oder nicht erklärbar ist. Die Frage „Gibt es einen Gott?“ beantworten Agnostiker nicht mit „Ja“ oder „Nein“, sondern mit „Ich weiß es nicht“.

Versuche, die Existenz (eines) Gottes mithilfe der Vernunft  oder Logik zu beweisen, hat es viele gegeben.


Grundsätzlich unterscheidet man zwischen dem ontologischen und dem kosmologischen Gottesbeweis. Hauptvertreter des ontologischen Gottesbeweises sind Anselm von Canterbury und René Descartes. Beide schlussfolgern von der logisch-begrifflichen Ebene auf die Ebene des Seins. Die Argumentationsstruktur von Anselm basiert auf Glaubenseinsicht (fides quaerens intellectum = Erkenntnis der Glaubensinhalte mithilfe einer weitgehend selbstständigen Vernunft). Ein solcher Glaube begreift Gott als einen, „worüber hinaus nichts Größeres gedacht werden kann“ („quo nihil maius cogitari potest“). Dieser „Begriff“ ist gedanklich aber nur dann widerspruchsfrei nachzuvollziehen, wenn Gott wirklich existiert. 


Der kosmologische Gottesbeweis geht davon aus, dass das Universum eine Ursache außerhalb seiner selbst haben muss. Klassischer Vertreter des kosmologischen Gottesbeweises war Thomas von Aquin (1225–1274). In seiner Summa theologica beschreibt er die quinque viae (fünf Wege) der Beweisführung. Die vier ersten Wege zu Gott enthalten Argumente für den  kosmologischen Gottesbeweis. Der fünfte Weg stellt den teleologischen Gottesbeweis dar.


  1. Bewegungsbeweis:  Alles, was in Bewegung ist, muss durch etwas anderes – eine wirkende Ursache – bewegt worden sein. Nicht nur physikalisch als Ortsveränderung, sondern auch in der Bedeutung von „Werden“, „Veränderung“, „Entwicklung“. Nach dem Kausalitätsprinzip bzw. dem Satz vom zureichenden Grund muss alles, was in Bewegung ist, durch etwas anderes – eine wirkende Ursache – bewegt worden sein. Dass sich etwas „von selbst“ bewegen kann, schließt Thomas von Aquin durch den „Satz vom Widerspruch“ aus, nach dem es unmöglich ist, dass etwas zugleich und in derselben Hinsicht bewegend und bewegt, also Ursache und Wirkung in einem, ist. Jede Bewegung (Wirkung) ist also selbst wieder durch etwas anderes bewegt (bewirkt bzw. verursacht), dieses wiederum durch etwas anderes und so weiter. In dieser Weise lässt sich jedoch nicht bis ins Unendliche zurückgehen, da sonst die gesamte Kette von Bewegendem (Ursachen) und Bewegtem (Wirkungen) gar nicht in Gang gekommen wäre. Also muss notwendigerweise ein „erstes unbewegtes Bewegendes“ („primum movens, quod a nullo movetur“) vorausgesetzt werden, dass die Kausalkette des Werdens in Gang gesetzt hat, ohne selbst Teil dieser Kausalkette zu sein. „Und darunter“ „verstehen alle Gott“. Eine unendliche Reihe von Bewegern, die ihre Bewegung jeweils von außen haben, erklärt nicht, woher die Bewegung erstmals ihren Ausgang nahm. Wenn eine endliche Reihe von Bewegtem sich die Bewegung nicht selbst geben kann, dann kann es auch eine unendliche Reihe nicht. Deshalb lehnt Thomas von Aquin in seinen „5 Wegen“ den „Rückgriff auf das Unendliche“ (regressus in infinitum) grundsätzlich ab und behauptet:  In der Welt ist überall Bewegung.  Alles Bewegte wird von einem anderen bewegt, d. h. nichts kann sich selbst die erste Bewegung geben.   Daraus folgt:  Die bewegte Welt setzt einen von ihr verschiedenen Beweger voraus. Es ist daher notwendig, anzunehmen, dass es eine erste Bewegungskraft (primum movens) gibt, die selbst von niemand anderem die Bewegung erhalten hat und insofern als „unbewegt“ (lat. immotum – „von niemandem in Bewegung gesetzt“) bezeichnet werden kann. Das primum movens immotum wird Gott genannt.                                                                                                                                                                                                                                                 
  2. Kausalitätsbeweis („ex ratione causae efficientis“): Alles, was in dieser Welt existiert, ist auf eine Ursache zurückzuführen. Da man die Reihe der Ursachen nicht unendlich fortsetzen könne, muss eine erste nicht kontingente Ursache (causa prima) existieren, die selbst auf keine andere Ursache zurückführbar sei. In der Welt gibt es überall Ursachen (actio) und Wirkungen (reactio), die miteinander in Verbindung stehen.  Jede Wirkung setzt eine hinreichende Ursache voraus.  Wegen der Unmöglichkeit des regressus in infinitum bleibt nur der Schluss,   dass  die Welt eine prima causa efficiens (eine zeitlich erste Wirkursache) hat, welche selber incausata (unverursacht) ist. Diese erste, unverursachte Wirkursache (prima causa incausata) wird Gott genannt.                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       
  3. Kontingenzbeweis:  Der Kontingenzbeweis („ex possibili et necessario“) besagt, dass es nicht notwendig Seiendes (das Zufällige, Kontingente) gibt. Dieses nichtnotwendig Seiende könnte genauso gut nicht sein. Dass es aber ist, ist nur damit erklärbar, dass es seine Existenz einem anderen Sein verdankt. Diese Abhängigkeitskette lässt sich nur dann logisch und widerspruchslos erklären, wenn es ein aus sich heraus Seiendes (ens a se) gibt, von dem alles kontingent Seiende abhängig ist. Dieses absolut Seiende (Absolute) wird mit Gott identifiziert.                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           
  4. Stufenbeweis (ex gradibus rerum): In der Welt gibt es mehr oder weniger gute, wahre und schöne Dinge, d. h. die Werte sind abgestuft.  Da eine Rückführung ins Unendliche (regressus in infinitum) nicht infrage kommt, muss es ein Wesen geben, welches die höchste Wahrheit, Güte und Schönheit ist und somit den absoluten Endpunkt in der Abstufung der Werte darstellt.   Daraus folgt, dass es ein Optimum geben muss, das für alles innerweltliche Sein die Ursache seines Gut-, Wahr- und Edelseins ist. Dieses höchste Gute, Wahre und Edle ist mit Gott gleichzusetzen.                                                                                                                                                                                                                                                                                           
  5. Finalitätsbeweis (ex gubernatione rerum): In der Welt gibt es Ordnung und Zweckmäßigkeit (→ die physikalischen, chemischen und biologischen Naturgesetze).  Ordnung, Zielstrebigkeit und Sinnhaftigkeit setzen einen denkenden Geist als Ordner voraus (aliquid intellegens), andernfalls müsste man wieder einen regressus in infinitum vollziehen.  Daraus folgt, dass die Welt zur Erklärung ihrer Ordnung einen ordnenden Geist braucht, und der wird Gott genannt.


Der teleologische Gottesbeweis basiert auf der Vorstellung, dass Handlungen und Dinge oder überhaupt die Prozesse ihrer Entstehung und Entwicklung durchgängig zielorientiert ablaufen. Er geht dabei traditionell von der Weltenlenkung aus (gubernatio rerum), bzw. von der, Erkenntnis, dass es in den Dingen dauerhafte oder angehäufte Verbesserungen gibt. Diese bedürften notwendigerweise einer Weltenlenkung. Unvernünftige Dinge sind nicht in der Lage, ein Ziel zu verfolgen und bedürfen anderer Dinge, die sie zum Ziel bestimmen. An oberster Stelle muss also ein intelligentes Wesen stehen, das eben in der Lage ist, ein Ziel vorzugeben. Und darunter wird Gott verstanden. Ein gewichtiges teleologisches Argument ist die sogenannte Uhrmacher-Analogie, die zur Führung eines Gottesbeweises angeführt wird. So, Cicero, welcher argumentiert, dass aus dem planvollen Funktionieren einer Sonnen- oder Wasseruhr zu schließen ist, dass sie die Stunden nicht aus Zufall, sondern aufgrund der ihr innewohnenden Technik anzeige; analog muss die Welt aufgrund von Planung und Vernunft entstanden sein. Oder Voltaire, der aus dem Wachsen und Funktionieren des menschlichen Körpers schließt, dass dieser wie eine Uhr von einem intelligenten Wesen geplant worden sein müsse.  Der Analogie wird entgegengehalten, dass sie ein Vorwissen voraussetzt, das bei lebenden Organismen jedoch nicht zwangsläufig vorliegt. So wird eine Uhr als von Menschen geschaffen erkannt, da der Betrachter bereits durch Bildung und Prägung weiß, dass Uhren künstlich hergestellt werden. Das Erkennen von Ordnung und Komplexität ist dafür nicht ausschlaggebend. Ein weiteres Gegenargument  bringt der britische Evolutionsbiologe Richard Dawkins vor.  Er legt dar, wie mithilfe der Evolution plausibel die Existenz von Lebewesen erklärt werden kann, ohne dass dafür ein Schöpfergott notwendig wäre. Dazu erklärt er den Unterschied zwischen einem komplett zufälligen Prozess und einem Prozess mit zufälligen Mutationen und anschließender Selektion.


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