Die Anfänge der Bibel

Die Anfänge der Bibel liegen im ersten vorchristlichen Jahrtausend. Damals entstand im Judentum des Vorderen Orients die Hebräische Bibel, die heute als Tanach bekannt ist. Die Ereignisse, über die in der Bibel erzählt werden, haben aber eine weitaus längere Tradition. So wird die Sintflut bereits um das 3. Jahrtausend v. Chr. im Gilgamesch-Epos thematisiert und mesopotamische Tontafeln berichten von einer Vertreibung aus dem Paradies. Die Frage, ob sich das alles wirklich so abgespielt hat, wie es in der Bibel steht, beschäftigt die Menschen seit Jahrhunderten. Die christliche Bibelwissenschaft (biblische Exegese) legt die Texte des Alten Teasstaments bzw. des Tanach sowie des Neuen Testaments aus, damit sowohl fachlich gebildete Leser als auch Laien die Aussagen und Inhalte, die historischen und textlichen Zusammenhänge der biblischen Texte erfassen können. Die Behauptung, die Bibel sei ausschließlich Heilsgeschichte, ist nicht haltbar. Die Bibel ist zugleich auch ein Buch tatsächlich stattgefundener Ereignisse. Einige dieser Ereignisse, wie z. B. die Enstehung der Welt, werden zwar etwas laienhaft geschildert. Die Menschen der Frühgeschichte besaßen aber nicht das naturwissenschaftlich-technische Wissen unserer Zeit. Sie hatten nur ein einfaches Naturverständnis und erklärten Dinge die sie nicht verstanden mit göttlicher Macht.  Zahlreiche neue Erkenntnisse der modernen Bibelforschung brachten jedoch eine Wende in der Betrachtung der Bibel. Oft stimmen die Forschungsergebnisse bis in alle Einzelheiten mit den biblischen Erzählungen und Berichten überein.  Ein winziges Tonsiegel aus der Zeit des salomonischen Tempels in Jerusalem wurde 2019 bei Grabungen im Abraum von Grabungsschutt  zu Füßen der Klagemauer (= Umfassungsmauer des Tempelbergs) gefunden.  Das schwarze, nur einen Zentimeter große Siegel enthält in althebräischer Schrift den Namen Adonijahu und den Zusatz „königlicher Verwalter“.   Adonijahu ist im Alten Testament der vierte Sohn König Davids. Die Entdeckung eines Siegels mit dem Namen einer aus der Bibel bekannten Figur ist nur ein Beleg von vielen, dass in der Bibel über reale Personen und  stattgefundene Ereignisse berichtet wird.

Mehr als 80 % der Menschheit glauben an einen oder mehrere Götter, die das Leben, Tier- und Pflanzenwelt und schließlich den Menschen geschaffen haben. Dieser Glaube steht im krassen Widerspruch zu der offiziellen Lehrmeinung, dass das Leben auf der Erde ein Ergebnis von Evolution ist. Eine andere Glaubensrichtung vertritt die Meinung, dass aus dem All Leben auf die Erde kam (Panspermie) und dort die Evolution einleitete. Vor 15 Mio. Jahren schlug ein Asteroid in den Mars ein. Durch die gewaltige Explosion wurden Gesteinsbrocken ins Weltall geschleudert. Eines dieser Brocken, der Meteorit Allen Hills 84001, ist 11.000 v. Chr. in die Antarktis gefallen, wo er 1984 gefunden wurde. Er enthielt fossile Mikroorganismen. Der Murchinson-Meteorit (Austral., 28.9.68) enthielt org. Stoffen (Fullerene, Mikrofossilien und Mikroben) und ist sogar älter als das Sonnensystem. Die Spezies Mensch hat sich in erdgeschichtlich extrem kurzer Zeit über den ganzen Globus ausgebreitet. Im Verlauf der Evolution verlor er sein Fell und damit seine Isolierung gegen Kälte, UV-Licht , was evolutionstechnisch relativ unpraktisch war. Eine mögliche Erklärung für so eine untypische Veränderung könnte Zucht oder genetische Manipulation sein.  Bisher bestehen auch Lücken in den evolutionären Entwicklungsreihen, insbesondere auch in der vom menschenaffenähnlichen Vorfahren zum Menschen (= Hominisation). Der sogenannte Missing-Link, ist eine noch unentdeckte fossile Übergangsform zwischen dem Affenmenschen und dem Homo sapiens. Die fossilen Lücken weisen eine merkwürdige Gemeinsamkeit auf: Die Fossilien fehlen an allen wichtigen Stellen.


Der Kreationismus (von lateinisch creatio „Schöpfung“) vertritt die religiöse Auffassung, dass das Universum, das Leben und der Mensch buchstäblich so entstanden sind, wie es in den Heiligen Schriften der abrahamitischen Religionen und vornehmlich in der alttestamentlichen Genesis beschrieben wird. Eine Richtung der kreationistischen Auffassung, der Junge-Erde-Kreationismus geht davon aus, dass die Erde und das Leben auf ihr vor höchstens 10.000 Jahren durch das direkte Handeln Gottes geschaffen wurden. Er geht von der Existenz einer Sintflut aus, bei der die meisten Menschen und Tiere umgekommen seien. Ebenfalls kennzeichnend ist die Ablehnung der Evolutionstheorie. Der Inhalt der gesamten Bibel ist in den Augen der Kreatonisten, ein wahrheitsgetreuer historischer Bericht, aus dem sich die Größenordnung der seitdem vergangenen Zeit berechnen lässt. 


So wird angenommen, dass die im 1. Buch Mose genannten sechs Schöpfungstage und ein Rasttag jeweils 24 Stunden entsprechen und lückenlos die erste Woche nach einem absoluten Beginn der Zeit beschreiben. Doch es gibt auch verschiedene entgegengesetzte Glaubensrichtungen, so z. B. die altindische philosophische Schule Charvaka, benannt nach ihrem angeblichen Gründer Charvaka. Ihre Philosophie basiert auf folgenden Elementen:


  • Ablehnung des Glaubens an einen Gott oder Götter (Atheismus)
  • alle Vorgänge und Phänomene der Welt sind auf Materie bzw. deren Gesetzmäßigkeiten und Verhältnisse zurückzuführen (Materialismus)
  • dem Streben danach, Lust zu erhöhen und Schmerzen zu vermeiden (Hedonismus)


In der Vorstellungswelt der Charvaka-Philosophen stand die Freiheit des Denkens, die Wahrheit und die Logik an oberster Stelle. Die Charvakas lehnten Theologie und Metaphysik ohne Basis in der Beobachtung ab. Sie hielten ausschließlich den Erkenntnisgewinn aus der Erfahrung , aus der Beobachtung als Wissensbasis für real und setzten das Primat der Wahrnehmung vor die Schlussfolgerung gegebener Prämissen auf logisch zwingende Konsequenzen. Folgerichtig war daher ihre Vorstellung, dass man aus der Erfahrung weder auf Götter, noch ein postmortales bzw. ewiges Leben oder Karma schließen könne. Während die anderen indischen Philosophien fünf Elemente, Feuer, Erde, Wasser, Luft und die Leere, annahmen, verneinten die Charvakas das letztere. Das Sein bzw. das Leben ergibt sich durch die Kombination der ersten vier. Sie verneinten die Reinkarnation, ihnen zufolge endet das Leben mit dem Tode. Demnach richtete sich ihre Ethik auf die Nutzung der nur einmal vorhandenen Lebenszeit aus. Sie orientieren sich dabei an den Lebenszielen Glück und Wohlstand. Lust war das einzige Gut und Schmerz das einzige Schlechte im Leben. Sie empfahlen ähnlich wie der griechische Philosoph Epikur den Lebensgenuss im rechten Maß.


Ist die Bibel glaubwürdig? Die Frage ist unzulässig, den Glaube ist ein Fürwahrhalten, das im Kontrast zu bloßer Meinung und zum Wissen zwar subjektiv, aber nicht objektiv begründet ist. Glaube ist auch keine Frage des Hoffens oder Vermutens. Der Glaubende hat Erkenntnis und Gewissheit. Glauben ist eine eigene Form gewissenhafter Erkenntnis, die nie gegen den Verstand stehen kann. Kritik an der Glaubwürdigkeit biblischer Aussagen hat es schon im 2. Jahrhundert n. Chr. gegeben. Strittig ist etwa die These, dass die Bibel bis in den Wortlaut hinein von Gott inspiriert sei (=Verbalinspiration). Um diese Inspirationslehre zu widerlegen, bringen die Kritiker Argumente gegen die Glaubwürdigkeit bestimmter Tatsachenbehauptungen in den biblischen Büchern vor: Sie weisen auf Ergebnisse naturwissenschaftlicher oder historischer Forschung hin und gelegentlich auf echte oder scheinbare Widersprüche der Aussagen. Die Antwort darauf, ob die Bibel glaubwürdig ist, hängt wohl vorrangig von der Zuverlässigkeit der Bibel als historische Quelle ab. Heutzutage geht die Bibelforschung davon aus, dass die Texte der biblischen Überlieferungen nicht immer tatsächlich abbilden, was historisch wirklich passiert ist. So gibt es nicht wissenschaftlich bestätigte und nachweislich falsche historische Aussagen in der Bibel. Teilweise lassen sich auch Widersprüche zwischen historischen Aussagen der Bibel feststellen. Des Weiteren bestehen bisher nicht gelöste Widersprüche mit wissenschaftlichen Erkenntnissen:


  • Kosmologie: Die kosmologischen Vorstellungen in der Bibel unterscheiden sich von denen der heutigen Wissenschaft grundlegend. So werden die biblischen Schöpfungsberichte als im Widerspruch mit der Theorie des Urknalls und der Entstehung von Galaxien und Sternen angesehen.


  • Evolution: Die Evolutionslehre nach Charles Darwin von der allmählichen Entstehung der Arten steht im Widerspruch zur biblischen Schöpfungslehre.


  • Geologie: Versuche, aus der Bibel durch Auswertung der Genealogien und anderer Zeitangaben den Zeitpunkt der Schöpfung zu rekonstruieren, sind fragwürdig. Mit den Hinweisen aus der Bibel ist eine eindeutige Datierung nicht möglich, es ergibt sich jedoch ein Zeitpunkt von vor ungefähr 6000 Jahren. Die geologischen Erkenntnisse sprechen demgegenüber für ein Alter der Erde von über 4 Milliarden Jahren.


  • Geschichte: aus der vergleichenden Geschichte, und der mit ihr zusammenhängenden Archäologie ergeben sich mitunter Widersprüche.


Die Texte der Bibel sind 2.000 bis 3.000 Jahre alt! Und die Wurzeln dieser Geschichten reichen sogar noch viel weiter in die Vergangenheit zurück. Seit Langem wird versucht, die biblischen Texte mit historischen, geografischen Fakten und archäologischen Funden in Einklang zu bringen und bestehende Widersprüche mit naturwissenschaftlichen und historischen Tatsachenbehauptungen so weit wie möglich aufzulösen. Bei den Geschichtsbüchern des Alten und Neuen Testaments kommt es vor, dass dieselbe Geschichte in verschiedenen Büchern gleichlautend oder ähnlich überliefert ist. Andererseits gibt es auch Bibeltexte mehrfach, mit gewissen Unterschieden, z. B. (
1. Mose 1,25-27) und (1. Mose 2,18-19) oder (1. Mose 7,2) und (1. Mose 7,8-9) oder (4. Mose 23,19) und (1. Mose 6,6). Letztlich kann man an der historischen Genauigkeit der Bibel zweifeln, die Bibel wörtlich nehmen, oder ihre Texte übertragen bzw. mythologisch auslegen. Welche Bibeltexte dabei im Einzelnen wörtlich gemeint oder von vornherein nicht wörtlich gemeint gewesen sind, ist letztlich eine Frage der Interpretation. Darüber herrscht bis heute Uneinigkeit. Die kontroverse Diskussion, welche Bibeltexte im Einzelnen auf göttliche Inspiration zurückzuführen sind, jedenfalls ist vordergründig eine Frage des Glaubens. So kann man z. B. der Auffassung sein, dass die Schöpfungsgeschichten sowie die Geschichten von der Sintflut und vom Turmbau zu Babel keine Tatsachenberichte seien, sondern Glaubensaussagen. Ob Bibelbefürworter, Bibelkritiker oder Bibelgläubige, sie alle haben jedoch ihre Legitimation. Auch die Bibelprophezeiungen sind mit Bedacht zu interpretieren.


So sagt der Apostel Petrus, 2 Petr 1,20-21: Bedenkt dabei vor allem dies: Keine Weissagung der Schrift darf eigenmächtig ausgelegt werden; denn niemals wurde eine Weissagung ausgesprochen, weil ein Mensch es wollte, sondern vom Heiligen Geist getrieben haben, Menschen im Auftrag Gottes geredet.


Die Bibel steckt immer noch voller Geheimnisse, Rätsel und Wunder. Einige sind von Menschen erfundene Legenden, die als unwahr entlarvt wurden, z. B. das Turiner Grabtuch. Das Leinentuch zeigt ein Ganzkörper-Bildnis der Vorder- und Rückseite eines Menschen und wurde von vielen Gläubigen als das Tuch verehrt, in dem Jesus von Nazaret nach der Kreuzigung begraben wurde. Es wird in der Grabtuchkapelle des Turiner Doms aufbewahrt. Eine 1988 durchgeführte Radiokohlenstoffdatierung, datiert das Tuch zwischen 1260 und 1390 n. Chr. Auch eine Untersuchung der angeblichen Blutflecken auf dem Tuch kam zu dem Ergebnis, dass kein Blut, sondern die in der Malerei verwendeten Farbpigmente Ocker und Zinnober in den Blutabbildungen zu finden sind. Beides sind rote Farbpigmente, die im Mittelalter von Künstlern verwendet wurden. Bei dem Grabtuch handelt es sich wahrscheinlich um ein im Mittelalter hergestelltes Gemälde. Aber auch wenn das stimmen sollte, ist die Entstehung und Maltechnik des Bildes auf dem Tuch nach wie vor rätselhaft. 


Die Bibel besteht aus 66 Büchern mit 1189 Kapiteln, 31.171 Versen und 738 765 Wörtern. Das Alte Testament wurde in Althebräisch geschrieben; kurze Abschnitte in den Büchern Daniel und Esra sind auch in Aramäisch verfasst worden. Das AT besteht aus 3 Teilen, nämlich aus dem Gesetz (hebr. Tora = Gebot, Weisung, Lehre), den Propheten (Nevi’im) und den übrigen Schriften (Ketuvim). Im Hebräischen sind die fünf einzelnen Bücher der Tora nach dem Wort benannt, mit dem das Buch beginnt: Bereschit raba elohim et ha-schamajim We-et-ha-aretz“ - „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde“. So beginnt das erste Buch, das von der Erschaffung der Welt erzählt, vom Sündenfall, der Sintflut und dem Turmbau zu Babel. Das 2. Buch Mose – (Exodus (Auszug) beginnt mit den Worten „We-ele schemot bnei Israel …“ - „Das sind die Namen der Söhne Israels …“ und leitet über zur biblischen Erzählung über die Versklavung der Israeliten in Ägypten, seine Befreiung und seine Entwicklung zum Volk Israel.


Die Schriften des Neuen Testaments lassen sich in vier Textgattungen einteilen: Erstens die vier Evangelien nach Matthäus, Markus, Lukas und Johannes, die Jesu Leben, Sterben und Auferstehen erzählen, zweitens die Apostelgeschichte des Lukas, drittens 21 Briefe an christliche Gemeinden und Mitarbeiter (Paulusbriefe, Brief an die Hebräer, katholische Briefe) sowie viertens eine Apokalypse, die Offenbarung des Johannes. Die ältesten bekannten zusammenhängenden Bibeltexte sind die Schriftrollen vom Toten Meer (Qumran-Schriftrollen) in einer Höhle, die etwa in der Zeit vom 3. Jahrhundert v. Chr. bis ins 1. Jahrhundert n. Chr. entstanden. Die Schriftrollen wurden 1947 in der Gegend von Qumran in Israel entdeckt. Die Große Jesajarolle aus Qumran ist eine 7,34 m lange Pergamentrolle, die wahrscheinlich im 2. Jahrhundert v. Chr. beschrieben wurde. Sie enthält den fast vollständigen Text des Buches Jesaja, dem ersten großen Schriftpropheten der hebräischen Bibel. Der in hebräischer Sprache verfasste Text hat eine sehr hohe Übereinstimmung mit dem Text des Kodex Leningradensis von 1008 n. Chr., der ältesten vollständig erhaltenen Handschrift der hebräischen Bibel. Die Schriften vom Toten Meer sind ein Zeugnis für die Exaktheit und Erhaltung des Alten Testaments und geben Sicherheit, dass das Alte Testament, welches wir heute haben, dasselbe Alte Testament ist, welches Jesus verwendete. Sie sind der Beweis, dass das, was heute in der Bibel zu lesen ist, exakt das ist, was auch schon zu Zeiten von Jesus in den Heiligen Schriften stand. Im Hebräischen heißt die Bibel TaNach. Diese Bezeichnung ist ein Akronym, das sich aus den Anfangsbuchstaben der Wörter Thora (Weisung), Nevi’im (Propheten) und Ketuvim (Schriften) zusammensetzt und damit die drei Teile der Hebräischen Bibel anzeigt. Die Thora beruht auf direkter Zwiesprache Moses mit Gott, die Nevi’im beruhen auf gottgesandtem Wortempfang und die Ketuvim auf indirekter Beeinflussung durch den Heiligen Geist.


Nach biblischer Überlieferung hat Gott die Thora am Sinai dem Volk Israel durch Mose geoffenbart. Die Ereignisse von der Schöpfung bis zur Landverteilung in Kanaan (Dtn 33) werden vom jüdischen Talmud als direkte Offenbarung Gottes an Mose angesehen. Da die christliche Kirche die Thora in ihren Kanon aufgenommen hatte, wurden inhaltliche Schwerpunkte der Thora wie die Schöpfung zum Allgemeingut der westlich-christlichen Kultur. Die älteste überlieferte Zusammenstellung eines Kanons des christlichen Alten Testaments stammt von dem griechischen Bischof Melito von Sardes (180 n. Chr.). Dieser prägte für den ersten Teil der christlichen Bibel den Begriff „Bücher des alten Bundes“ und legte zugleich auch eine Liste der damit gemeinten Schriften vor. „Da ich in den Orient gereist und an den Schauplatz der Predigten und Taten gekommen bin und über die Bücher des alten Bundes genaue Erkundigungen eingezogen habe, so teile ich dir die Bücher im folgenden mit. Die Namen derselben sind: die fünf Bücher Moses, nämlich Genesis, Exodus, Numeri, Leviticus und Deuteronomium, (ferner) Jesus, Sohn des Nave, die Richter, Ruth, vier Bücher der Königtümer, zwei Paralipomena, die Psalmen Davids, Salomons Sprüche oder Weisheit, Ekklesiastes, das Hohe Lied, Ijob, die Propheten Jesaja und Jeremia, das Zwölfprophetenbuch, Daniel, Ezechiel, Esdras.“ So überliefert es der spätantike christliche Theologe und Geschichtsschreiber in seiner Kirchengeschichte, Buch IV, 26.


Mose als Schriftautor der Thora wurde schon im Mittelalter von Historikern angezweifelt. Denn erst seit dem 9. oder 8. Jahrhundert v. Chr. soll sich in Israel eine Schriftkultur aus einer vorausgehenden Kultur der mündlichen Überlieferung entwickelt haben. Doch neuere Funde widerlegen die zeitliche Fixierung dieser Hypothese. Im biblischen Dofka, (Num 33,12: Von der Wüste Sin brachen sie auf und schlugen ihr Lager in Dofka auf), dem heutigen Serabit el-Chadim, fand englische Archäologe Flinders Petrie im Jahr 1904, nur wenige Schritte von einem Heiligtum der Göttin Hathor entfernt, mehrere Bruchstücke von Steintafeln und eine Hockerstatue. Auf den Tafeln und der Statue waren rätselhafte Zeichen eingemeißelt. Es waren offenbar Aufzeichnungen in einer bisher unbekannten Schrift. Die Inschriften wirkten stark bildhaft, waren aber keine ägyptischen Hieroglyphen und auch keine Keilschrift. Petrie kam nach eingehender Untersuchung zu dem kühnen Schluss, dass dieses merkwürdige System von Linearzeichen, von Arbeitern aus Kanaan, die für die Ägypter arbeiteten, stammte. Daraus folgt, dass die einfachen kanaanäischen Wanderarbeiter mit dem Schreiben bereits gegen 1.500 v. Chr. vertraut waren. Damit wird die Hypothese, dass die Israeliten, die von Ägypten durch dieses Gebiet kamen, noch nicht schreiben haben können. Die sogenannten Sinai-Tafeln schienen zu belegen, dass die Bewohner Kanaans schon um die Mitte des 2. Jahrtausends v. Chr. eine eigene Schrift gehabt haben könnten. Um dies zu beweisen, musste der Text auf den Tafeln entziffert werden. Die wortgetreue Übersetzung der gesamten Sinai-Tafeln gelang erst im Jahr 1948 einem Team von Archäologen der kalifornischen Universität Los Angeles. Danach war zweifelsfrei belegt, dass die Inschriften aus der Zeit um 1.500 v. Chr. stammen und in einem kanaanäischen Dialekt geschrieben waren. Die Semiten im Sinai schufen sich unabhängig von den ägyptischen Bilderschriftzeichen und Keilschriftbuchstaben ihre eigene und völlig andersartige Schreibweise. Es entstand ein frühes kanaanäisches Alphabet mit 23 bis 25 Konsonanten. Die Sinai-Inschriften werden als Frühstufe des nordsemitischen Alphabetes, das in direkter Linie der Stammvater unseres heutigen Alphabetes ist, gesehen. Es wurde in Palästina, Kanaan und in den phönizischen Seerepubliken geschrieben. Gegen Ende des 9. Jahrhunderts übernahmen es die Griechen, dann die Römer und danach die Lateiner.


Im alten Testament wird Mose als Schriftautor nur im Buch Numeri genannt:  Num 33,2: Mose schrieb die Orte, an denen sie zu den einzelnen Wegstrecken aufbrachen, auf Befehl des Herrn auf. Der Fund und die Entzifferung der Sinai-Inschriften verleiht dieser Bibelstelle, jedoch die Bedeutung einer historischen Aussage. Denn damit ist belegt, dass schon 300 Jahre bevor Mose die Lagerstelle bei Dofka erreichte, Männer aus Kanaan in ihrer der Sprache Israels eng verwandten Sprache in dieser Gegend geschrieben haben. Das Christentum hat alle drei Bücher des Tanach übernommen und – in etwas geänderter Anordnung – als Altes Testament kanonisiert. Das alte Testament ist als die fünf Bücher Mose bekannt:


  • Genesis (1. Mose)
  • Exodus (2. Mose)
  • Levitikus (3. Mose)
  • Numeri (4. Mose)
  • Deuteronomium (5. Mose)


Die Bibel in Kurzform: Das Alte Testament erzählt von der Schöpfung der Welt und des Menschen; von dessen Vertreibung aus dem Paradies nach dem Sündenfall; von der Sintflut, der Arche Noah sowie von dem erneuten Hochmut des Menschen beim Turmbau zu Babel. Es wird das Schicksal des jüdischen Volkes in Ägypten und die Geburt Moses erzählt. Moses befreit mithilfe der 10 Plagen das versklavte Volk Israel aus der Hand des Pharaos, kann durch ein Wunder Gottes die ägyptischen Verfolger abschütteln und sein Volk durch die Wüste ins gelobte Land führen. Das Rote Meer teilte sich und die Israeliten gelangten trockenen Fußes hinüber, während die ihnen folgenden Ägypter ertranken. Als die Lebensmittelvorräte auf dem langen Marsch durch die Wüste zur Neige gingen, fing das Volk an zu murren. Doch Gott ließ Manna vom Himmel regnen. Am Berg Sinai schließlich offenbart sich Gott Moses und übergab ihm auf zwei Steintafeln die Zehn Gebote. Diese werden in der Bundeslade aufbewahrt, die Mose nach genauen Anweisungen Gottes bauen ließ.

Die Große Jesajarolle wurde 1947 von Beduinen in Höhle 1 in Qumran am Toten Meer gefunden. Die Rolle besteht aus 17 Schafslederstücken, die zu einer einzigen Schriftrolle zusammengenäht wurden.  Untersuchungen nach der Radiokarbonmethode stellten eine Entstehungszeit der Handschrift um ca. 200 v. Chr. fest. Muhammed edh-Dhib vom Stamm der Ta’amira-Beduinen machte im Frühling 1947 etwa 1,5 km nördlich von der uralten Ruine Qumran entfernt in einer Höhle an einem Steilhang einen Fund, der bis heute weltweit die Forscher fasziniert. Er warf einen Stein in die Höhle, warum ist nicht bekannt, und hörte, wie Ton zersprang. In der Annahme, in der Höhle sei ein Schatz verborgen, kletterte er hinein und entdeckte 50 Tonkrüge, die sorgsam aufgereiht an der Wand standen. Einer der 60 cm hohen Tonkrüge war durch den Steinwurf zerbrochen. In den Tonkrügen war jedoch kein Schatz, sondern nur einige verklebte und angeschwärzte Lederrollen. Trotz der Enttäuschung nahm Muhammed edh-Dhib die Rollen mit, um sie später in seinem Lager näher zu untersuchen. Doch mit den Schriftzeichen auf den alten Rollen wusste weder er noch einer seiner Stammesbrüder etwas anzufangen. Monate später gelang es ihm, die Rollen für einen Spottpreis von 92.– $ an den Erzbischof Athanasius Yeschue Samuel von der syrisch-orthodoxen Gemeinde zu verkaufen. Dieser hielt damit einen Schatz in Händen, für den er einige Jahre danach vom Staat Israel 250.000 $ erhielt. Im Februar 1948 begegnete der Erzbischof dem jungen amerikanischen Bibelgelehrten Dr. Trever und zeigte ihm die Rollen. Trever erkannte sofort, dass es sich bei den Schriftrollen um eine archäologische Sensation handelte. Die längste der Schriftrollen war eine Abschrift des Prophetenbuches Jesaja. Aus der Form der Buchstaben konnte man schließen, dass die Rolle aus dem 1. oder 2. Jahrhundert v. Chr. stammen musste. Mit dieser Schriftrolle lag die älteste komplette Abschrift eines Bibelbuches auf Hebräisch vor. Die Datierung der Jesajahandschrift auf das 2. Jh. v. Chr. konnte durch radioaktive Tests bestätigt worden. Bis zu den Qumranfunden stammte die älteste vollständige hebräische Bibelhandschrift erst aus dem 10. Jahrhundert nach Christus (der sog. Codex Leningradensis). Mit der Jesajarolle aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. hatten die Bibelforscher nun ein komplettes Bibelbuch aus dem Alten Testament vorliegen, das um über 1.000 Jahre älter war als alle anderen bisher bekannten Abschriften der Bibel. Etwa der masoretische Text. Die Masoreten waren jüdische Schriftgelehrte, die über Jahrhunderte den Text der jüdischen Bibel (den Tanach; unser Altes Testament) überliefert hatten. Die große Jesajarolle von Qumran bietet gegenüber dem bisherigen überlieferten masoretischen Text über 6.000 orthografische Varianten. Der Sinn des Textes wird dadurch selten beeinflusst, aber die 1997 veröffenlichte Theorie, dass es im Text der Bibel versteckte, aussagekräftige Textkonstellationen, einen geheimen sogenannten Bibelcode geben soll, scheitert bereits hier, denn dazu müssten alle Texte identisch sein. Trotzdem ist diese Theorie nicht ganz ohne Reiz. Neben der großen Jesajarolle wurde noch eine weitere Jesajahandschrift aber wesentlich schlechter erhalten, in der Höhle entdeckt. Ihr Text weist kaum Abweichungen gegenüber dem masoretischen Text auf. Bis 1956 entdeckten, meistens Beduinen – zehn weitere Höhlen mit den Überresten von rund 1.050 Schriftrollen. Aber leider waren die Rollen, im Gegensatz zu denjenigen in der ersten Fundhöhle, in Zigtausende von Bruchstücken zerfallen. Etwa 15.000 davon konnten von Fachleuten rekonstruiert werden. So konnten Abschriften fast aller alttestamentlichen Bücher nachgewiesen werden. Es wird weiter gesucht. In den letzten zwei Jahrtausenden hat es mehrere Erdbeben und Erdrutsche in Qumran gegeben, sodas Archäologen davon ausgehen, das zahlreiche Höhlen eingestürzt oder verschüttet wurden, sodas viele Rollen noch nicht entdeckt wurden. In der Umgebung von Qumran wurden bisher 11 Schriftrollenhöhlen archäologisch untersucht. 15 Rollen konnten rekonstruiert werden: Die Große Jesajarolle, die Kleine Jesajarolle, das Genesis-Apokryphon, der Habakuk-Pescher, die Gemeinderegel, die Kriegsregel, die Hymnenrolle, die Kupferrolle, die Levitikusrolle, die Ezechielrolle, die Große Psalmenrolle, die Apokryphen Psalmen, die Sabbatopferlieder, ein Werk namens Neues Jerusalem  und die Tempelrolle . Der Rest liegt  in unterschiedlich großen Fragmenten vor; allein in einer der Höhlen  sind das etwa 15.000 Bruchstücke.


Inhalt der Rollen: Die meisten Texte sind in hebräischer Sprache verfasst. Bei dem Großteil der Schriftrollen vom Toten Meer handelt es sich um religiöse Schriften, die  in „biblische“ und „nicht-biblische“ Werke unterteilt werden können. Die biblischen Schriftwerke enthalten Material, das heutzutage als ein Teil der hebräischen Bibel angesehen wird. Mit Ausnahme des Buches Ester finden sich unter den Schriftrollen vom Toten Meer alle biblischen Bücher. Es sind die ältesten bekannten Kopien biblischer Werke.


Als Gott das Universum schuf, war seine geringste Sorge, es so zu schaffen, dass wir es verstehen.

(Albert Einstein)



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