Bibelhandschriften

Die Bibel, Wahrheit oder Legende?  Sie ist vor mehr als zweitausend Jahren geschrieben worden. Da die ursprünglichen Manuskripte nicht mehr vorhanden sind, können wir nicht mit Sicherheit wissen, ob das, was wir heute in der Bibel lesen, das ist, was die Original-Autoren tatsächlich vor langer Zeit geschrieben haben. Da es in antiken Zeiten weder Druckmaschinen noch Kopierer gab, wurden die originalen Manuskripte von Hand kopiert und von Generation zu Generation weitergegeben. Das impliziert die Frage, ist der Text der Bibel zuverlässig oder ist er im Laufe der Jahrhunderte vielleicht verfälscht worden?  Gibt es die Wahrheit der Bibel, wenn dieses Buch gleichzeitig voller Widersprüche, Wunder und Geheimnisse ist? Da ist zunächst die kulturelle Kluft: Der Bibeltext wurde in einer anderen Sprache verfasst, stammt aus einer anderen Kultur und aus anderen Zeitumständen. Begriffe könnten unterschiedliche Bedeutung haben und missinterpretiert werden. Um die historischen und textlichen Zusammenhänge der biblischen Texte zu erfassen, wird die Biblische Exegese (Auslegung von Texten) genutzt. Biblische Erzählungen enthalten – neben Inhalten symbolischer Bedeutung – historisch zuverlässige Informationen, die zum Teil archäologisch belegt werden können.


Die ältesten Bibeltexte waren bis in jüngster Vergangenheit der Kodex Vaticanus, und der Kodex Sinaiticus aus dem 4. Jahrhundert n. Chr. Im Jahr 1931 wurden dann die Chester-Beatty Papyris aus dem 2. und 3. Jahrhundert entdeckt. Alle diese Dokumente sind, soweit sie das alte Testament betreffen, in griechischer Sprache, wurden also von den jeweiligen Autoren übersetzt. Der älteste Text in Hebräisch war der 916 n. Chr. niedergeschriebene Kodex Petropolitanus.


  • Kodex Petropolitanus (916 n. Chr. )
  • Kodex Alexandrinus (400–440 n. Chr.)
  • Vulgata (382-393 n. Chr.)
  • Kodex Vaticanus (ca. 325-350 n. Chr.)
  • Kodex Sinaiticus (330–360 n. Chr.)
  • Cheste-Beatty-Papyri
  • Papyrus Bodmer
  • Nash-Fragment (200–100 v. Chr.)
  • Fuad-Fragment
  • Jesaja Rolle
  • Ryland-Fragment (ca. 125 n. Chr.)
  • Septuaginta (250-100 v. Chr.)


Der Kodex Petropolitanus ist eine Handschrift aus dem 5. oder 6. Jahrhundert, die im 9. Jahrhundert erneut beschrieben wurde. Der ältere Text enthielt das 4. Buch Mose in griechischer Sprache mit Lücken. Der Kodex Alexandrinus stammt aus dem 5. Jahrhundert; er enthält das Alte Testament und den größten Teil des Neuen Testaments. Die Vulgata ist eine von dem Theologen und Kirchenlehrer Hieronymus im Auftrag des Papstes Damasus im 4. Jahrhundert begonnene, lateinische Übersetzung der Bibel. Der Kodex Vaticanus ist ein auf Pergament geschriebener Bibeltext aus dem 4. Jahrhundert. Er enthält einen fast vollständigen Text des Alten und Neuen Testaments in griechischer Sprache. Der Kodex Sinaiticus ist ebenfalls ein Bibel-Manuskript aus dem 4. Jahrhundert. Dieser Kodex enthält große Teile des Alten und ein vollständiges Neues Testament. Beide Kodex zusammen gelten als die bedeutendsten griechischen Handschriften der Bibel. Die Chester-Beatty-Papyri sind von dem amerikanischen Sammler Alfred Chester Beatty erworbene und nach ihm benannte Handschriften auf Papyrus in griechischer Sprache. Sie enthalten Texte aus dem Alten Testament, dem Neuen Testament, eines besteht aus Teilen des apokryphen Henochbuchs und einer frühchristlichen Homilie (=Rede). Die Bodmer-Papyri sind ebenfalls nach ihrem Erwerber benannt. Es handelt sich um eine Gruppe von 22 Papyri, die Teile des Alten und des Neuen Testaments, sowie der frühen christlichen Literatur, von Homer und Menander, beide griechische Dichter, enthalten. Die Bodmer-Papyri enthalten auch einen nahezu vollständigen Kodex des Evangeliums nach Johannes und damit eines der ältesten bekannten Manuskripte des Neuen Testaments. Der Papyrus Nash ist ein aus vier Bruchstücken bestehendes Papyrusblatt, auf dem in hebräischer Sprache die Zehn Gebote in einer Mischform von Ex 20,2 ff und Dtn 5,6 ff sowie der Anfang von Dtn 6,4ff notiert sind. Beim Fuad-Fragment handelt es sich eine größere Anzahl von Papyrusfragmenten, aus dem 2. oder 1. Jahrhundert v. Chr. Sie enthalten Teile aus dem 1. und 5. Buch Mose in griechischer Sprache. Die Papyri gehören zu den ältesten bekannten Fragmenten biblischer Texte in griechischer Sprache (Septuaginta). Die Rylands Papyri sind eine Sammlung von Tausenden von Papyrusfragmenten und Dokumenten aus Nordafrika und Griechenland. Sie umfasst religiöse, devotionale, literarische und administrative Texte. Der Papyrus 52, auch als das Johannes Fragment bekannt, wird mit den Ryland Papyri in der John Rylands Library in Manchester aufbewahrt. Der griechische Text stammt aus dem Evangelium nach Johannes. Die Septuaginta, auch griechisches Altes Testament genannt, ist die älteste durchgehende Übersetzung der hebräisch-aramäischen Bibel in altgriechisch.


1947 fanden Beduinen in einer Höhle des Wadi  Qumran am Nordufer des Toten Meeres eine 7 Meter lange Lederrolle. Diese entpuppte sich als bisher ältester Bibeltext. Sie enthält den lückenlosen Text des Jesaja Buches in hebräischem Urtext, geschrieben um 100 v. Chr. Damit ist dieser Text das einzige Original einer Prophetenrolle, wie sie Jesus in Händen hielt, als er in Nazareth am Sabbat vorlas: Lk. 4, 16-18:  So kam er auch nach Nazaret, wo er aufgewachsen war, und ging, wie gewohnt, am Sabbat in die Synagoge. Als er aufstand, um aus der Schrift vorzulesen, reichte man ihm das Buch des Propheten Jesaja. Er schlug das Buch auf und fand die Stelle, wo es heißt: Der Geist des Herrn ruht auf mir; / denn der Herr hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, / damit ich den Armen eine gute Nachricht bringe  ff.;


Dieses über 2000 Jahre alte Jesaja-Buch ist ein unbestreitbares Indiz für die unverfälschte Überlieferung der Bibel, denn sein Text stimmt mit der Fassung in den heute vorliegenden Bibeln genau überein.


Um die  Bibel möglichst wahrheitsgetreu zu interpretieren, wird auf die fundamentalistische Exegese zurückgegriffen. Die Bibel wird dabei als historischer Bericht über Ereignisse verstanden, die genauso geschehen sind, wie sie in der Bibel stehen. Psalmen oder Hoheslied werden als Dichtung gewertet, Gleichnisse als Gleichnisse, wo der Text erzählt, wird er als historischer Bericht angesehen. Wichtigstes Werkzeug des christlichen Fundamentalismus ist dabei die Bibel selber. Als Forschungsgrundlage dienen, neben der Elberfelder Bibel, die Lutherbibel, die Zürcher Bibel, sowie die Schlachter Bibel.  Letztere, ist eine ausgangstextorientierte Bibelübersetzung aus den Ursprachen Hebräisch/Aramäisch/Altgriechisch in die deutsche Sprache. Die Schlachter Bibel war bereits mit ihrer ersten Ausgabe (Erstausgabe NT 1903, Bibel 1905) in kurzer Zeit so populär, dass sie sowohl der Lutherbibel als auch der Elberfelder Bibel den Rang ablaufen konnte. Die Elberfelder Bibel gilt aber auch heute noch als diejenige unter den verbreiteten deutschen Übersetzungen, die dem Grundtext am nächsten kommt. Mit der Elberfelder Bibel kommt man so nah wie überhaupt nur möglich an die hebräischen und griechischen Grundtexte heran.


Neben der textgerechten Auslegung wird auch auf die Methode der Eisegese zurückgegriffen. Da mit vielen Bibelstellen Unklarheiten verbunden sind, wird die Regel „Schrift muss durch Schrift erklärt werden“ angewandt. Das heißt, beim Auslegen einer bestimmten Stelle wird mit berücksichtigt, was die Bibel sonst noch zu den an der betrachteten Stelle erwähnten Themen sagt.


Es gibt die Bibel, aber gleichzeitig gibt es auch viele Bibeln. Es handelt sich zwar immer um das gleiche Buch, aber in jeweils unterschiedlichen Fassungen. Diese weichen in der Sprache bzw. Übersetzung voneinander ab – sowie in ihrer Zusammenstellung, wie auch dem sogenannten Bibelkanon (= welche Bücher die Bibel enthält und in welcher Reihenfolge diese angeordnet sind).  In der jüdisch-antiken Frühzeit waren die Schriften des jüdischen Tanach sowohl für Juden als auch Christen gleichermaßen die Grundlage ihrer Religion. Die Texte wurden gesammelt und aufgeschrieben und bildeten Innerhalb der christlichen Bibel das Alte Testament. Die ersten Verschriftlichungen des Tanach fanden in hebräischer und aramäischer Sprache statt. Im Ägypten  aus der Zeit Alexanders des Großen wurden die hebräisch-aramäischen Urschriften des Tanach ins Griechische übersetzt. Diese Übersetzung aus dem 3. Jhd. v. Chr. wird Septuaginta genannt. Im Jahr 382 beauftragte der Papst Damasus I. in Rom, dass die gesamte Bibel eine Einheitsübersetzung in Latein erhalten sollte. Diese lateinische Übersetzung wird Vulgata genannt. Die Übersetzung übernahm der Kirchenvater Hieronymus (347 – 420).  Für das Alte Testament verwendete  Hieronymus größtenteils die Septuaginta als Übersetzungsgrundlage, zum Teil  aber auch hebräische Texte. Für das Neue Testament hingegen legte er altlateinische und griechische Texte zugrunde.  Im Rahmen der ersten Kirchenspaltung (Schisma) im Jahr 1054  entstanden zwei christliche Kirchen. Die griechisch-orthodoxe Kirche  hielt beim Alten Testament an der griechischen Septuaginta fest. Die römisch-katholische Kirche blieb bei der Vulgata. Im Konzil von Trient 1546 wurde die Vulgata als die maßgebliche Bibelübersetzung für die katholische Kirche bestätigt und definiert. Im Jahr 1534 schloss der deutsche Augustinermönch und Theologieprofessor Martin Luther eine eigene Bibelübersetzung ab. Sie weicht in mehreren Punkten von der Vulgata ab. Luther wählte für seine Bibelübersetzung  des Alten als auch des Neuen Testament die hebräischen und die griechischen Urtexte.  Die Lutherbibel unterscheidet sich auch von den meisten anderen Bibelübersetzungen. Aus religiöser Sicht betrachtet, gilt sie  nicht als sehr wortgetreue Übersetzung der Ursprungstexte. Fakt ist, dass die Bibel  im Laufe der Geschichte  einem stetigen Wandel unterlag, welcher lange vor Luthers Bearbeitung begann und heute noch anhält.  Die erste Bibelübersetzung, die den gewandelten Lesebedürfnissen des 21. Jahrhunderts gerecht werden soll, ist die BasisBibel. Die Übersetzung  des kompletten Altem und Neuem Testament erfolgte anhand der hebräischen und altgriechischen Urtexte und ist mit umfangreichen Erklärungen in den Randspalten wissenschaftlich begleitet.  Vom Buch der Bücher gibt es mittlerweile viele unterschiedliche deutsche Übersetzungen und revidierte Ausgaben. Unter anderem  die Septuaginta Deutsch (2009), Zürcher (Neufassung 2007), Schlachter (1951 und 2003), Luther (1912, 1984 und 2017), Elberfelder Bibel (2006), Einheitsübersetzung (1980) oder die oben erwähnte BasisBibel des  21. Jahrhunderts.  Von letzterer erschienen zunächst Markus 2006, Matthäus 2006, Lukas 2007, Die vier Evangelien 2008, Das Neue Testament 2010, Die Psalmen 2012,  und die "BasisBibel Auslese" (40 Auswahltexte aus AT und NT) 2015, als Einzelausgaben. Die Bibel ist weltweit das am häufigsten übersetzte Buch. In kaum einer Sprache gibt es aber so viele Bibelübersetzungen wie im Deutschen. Die Übersetzungen stimmen inhaltlich weitestgehend überein, sind in der Wortwahl jedoch manchmal unterschiedlich.  Hier ein Beispieltext aus dem Buch Genesis zum Vergleich:


  • Luther Bibel: (Gen 6, 1-4) 1 Da sich aber die Menschen begannen zu mehren auf Erden und ihnen Töchter geboren wurden, 2 da sahen die Kinder Gottes nach den Töchtern der Menschen, wie sie schön waren, und nahmen zu Weibern, welche sie wollten. 3 Da sprach der Herr: Die Menschen wollen sich von meinem Geist nicht mehr strafen lassen; denn sie sind Fleisch. Ich will ihnen noch Frist geben, hundertundzwanzig Jahre. 4 Es waren auch zu den Zeiten Tyrannen auf Erden; denn da die Kinder Gottes zu den Töchtern der Menschen eingingen und sie ihnen Kinder gebaren, wurden daraus Gewaltige in der Welt und berühmte Männer.   

                                                                                                                                                               

  • Zürcher Bibel: (Gen 6, 1- 4) 1Als sich aber die Menschen auf der Erde zu mehren begannen und ihnen Töchter geboren wurden, 2 sahen die Gottessöhne, wie schön die Töchter der Menschen waren, und sie nahmen sich alle, die ihnen gefielen, zu Frauen. 3 Da sprach der HERR: Mein Geist soll nicht auf immer im Menschen bleiben, weil auch er Fleisch ist. Seine Lebenszeit soll hundertzwanzig Jahre sein. 4 Zu jener Zeit - und auch später noch -, als die Gottessöhne mit den Töchtern der Menschen verkehrten und diese ihnen Kinder gebaren, waren die Riesen auf Erden. Das sind die Helden, die es vor Zeiten gab, die hochberühmten.     

                                                                                                                                                                                               

  • Elberfelder Bibel: (Gen 6, 1-4)  1 Und es geschah, als die Menschen begannen sich zu mehren auf der Fläche des Erdbodens, und ihnen Töchter geboren wurden,   2 da sahen die Söhne Gottes, dass die Töchter der Menschen schön waren, und sie nahmen sich zu Weibern, welche sie irgend erwählten.  3 Und Jehova sprach: Mein Geist soll nicht ewiglich mit dem Menschen rechten, da er ja Fleisch ist; und seine Tage seien hundertzwanzig Jahre.  4 In jenen Tagen waren die Riesen auf der Erde, und auch nachher, als die Söhne Gottes zu den Töchtern der Menschen eingingen und diese ihnen gebaren. Das sind die Helden, welche von alters her waren, die Männer von Ruhm gewesen sind.       

                                                                                         

  • Schlachter Bibel: (Gen 6, 1-4) 1Als sich aber die Menschen zu mehren begannen auf Erden und ihnen Töchter geboren wurden, 2 sahen die Söhne Gottes, dass die Töchter der Menschen schön waren und nahmen sich von allen diejenigen zu Weibern, welche ihnen gefielen. 3 Da sprach der HERR: Mein Geist soll den Menschen nicht ewig darum strafen, dass auch er Fleisch ist, sondern seine Tage sollen hundertundzwanzig Jahre betragen! 4 Die Riesen waren auf Erden in jenen Tagen, und zwar daraufhin, dass die Söhne Gottes zu den Töchtern der Menschen kamen und diese ihnen gebaren. Das sind die Helden, die von alters her berühmt gewesen sind.           

                                                                                                                                                 

  • BasisBibel: (Gen 6, 1-4) 1Als die Menschen sich vermehrten und auf der Erde ausbreiteten,bekamen sie auch viele Töchter. 2Die Gottessöhne sahen,dass die Töchter der Menschen schön waren. Sie nahmen sich Frauen, wie sie wollten. 3Da sprach der Herr: »Mein Geist soll nicht für eine so lange Zeit im Menschen bleiben. Denn der Mensch ist vergänglich. Er soll nicht mehr als 120 Jahre alt werden.« 4Zu dieser Zeit, wie auch später,lebten auf der Erde noch Riesen. Sie entstammten der Verbindung der Gottessöhne mit den Töchtern der Menschen. Das sind die berühmten Helden aus uralter Zeit.


Der Befund der handschriftlichen Überlieferungen ist für die verschiedenen Teile der Bibel unterschiedlich. Vom Alten Testament sind nur wenige Handschriften bekannt. Der ursprüngliche Textus receptus (= der von Gott bewahrte Text) für das Alte Testament ist der von den jüdischen Schriftgelehrten um 100 n. Chr. festgelegte Text. Seit etwa 700 n. Chr.

dienen als Textgrundlage für die Übersetzung des Alten Testaments, primär die äußerst genauen Textüberlieferungen der Masoreten. Das waren zwei mittelalterliche Gruppen jüdischer Kopisten und Bearbeiter von Bibelhandschriften: zum einen Schreiber aus der babylonischen Diaspora (Masoreten des Ostens), zum anderen Rabbiner aus Galiläa (Masoreten des Westens).  Das hebräische Wort »masora« bedeutet Überlieferung.) Dieser hebräische – und in späteren Teilen aramäische – Text wird deshalb als  »masoretischer« Text bezeichnet. Insbesondere durch die Handschriftfunde in den Höhlen bei Qumran, sind Überlieferungen des alttestamentlichen Textes bekannt geworden, die hinter die masoretische Textbearbeitung zurückreichen. Außer diesen überlieferten Handschriften sind auch die älteren Übersetzungen des hebräischen Textes von Bedeutung, vor allem die griechische, syrische und lateinische (Septuaginta, Peschitta, Vetus Latina und Vulgata).  Die meisten Handschriften (über 5000) sind für den griechischen Text des Neuen Testaments vorhanden. Die Texte wurden so weit erschlossen und ausgewertet, dass heute von einem weitgehend gesicherten ursprachlichen Text des Neuen Testaments ausgegangen werden kann.


Innerhalb der alttestamentlichen Schriften bilden die Apokryphen eine besondere Gruppe. Diese Spätschriften sind fast ausschließlich in griechischer Sprache überliefert und in der griechischen Übersetzung des Alten Testaments (Septuaginta) enthalten. Als um 100 n. Chr. die jüdischen Schriftgelehrten in Palästina den Kanon für die heiligen Schriften endgültig festlegten, wurden  die Apokryphen von ihnen aus inhaltlichen oder religionspolitischen Gründen, nicht mit aufgenommen.  Da die frühen Christen das Alte Testament in der griechischen Fassung der Septuaginta vom Judentum übernommen hat, gingen auch diese Schriften, allerdings als selbstverständlicher Bestandteil in die Heilige Schrift der Christen mit ein. Der Kirchenvater Origenes (* 185; † 253 oder 254) bezeichnete sie als Erster als apokryphe Schriften (das heißt verborgen, geheim). Die Apokryphen des Alten Testaments unterscheiden sich grundsätzlich von denen des Neuen Testaments. Zu Letzteren zählen unter anderem das Judasevangelium, das Thomasevangelium und das Protevangelium des Jakobus.  Als Apokryphen (des Alten Testaments) bzw. als Deuterokanonische Schriften (→ Kanon) bezeichnet man Texte, die in der Septuaginta (LXX) und der Vulgata über den Bestand der Hebräischen Bibel hinaus enthalten sind. Dabei handelt es sich um die Bücher Judit, Tobit, die Zusätze zu  Ester, das 1. Buch, die vier Bücher der Makkabäer, die  Weisheit Salomos, das Buch Jesus Sirach, die Psalmen Salomos, die  Oden, das Buch  Baruch, der Brief Jeremias und die Zusätze zu  Daniel. Zeitlich und sachlich zu  demselben großen Literaturbereich gehören die  sog. Pseudepigrafen. Dazu zählen etwa die nach Mose , Abraham, Baruch, Elia, Esra oder Henoch benannten Apokalypsen oder die Testamente Abrahams, Hiobs oder der zwölf Patriarchen.  Die Apokalypse des Moses  z. B. handelt von der Vertreibung Adams und Evas aus dem Paradies. Sie erzählt von Kains Brudermord, Adams Erkrankung und von der erfolglosen Reise Seths und Evas zum Paradies. Dann folgt die Erzählung Evas über den Sündenfall und schließt mit Adams und Evas Tod. Die besondere Bedeutung dieser Texte liefert am deutlichsten das äthiopische Henochbuch. Durch die Jahrhunderte hindurch war 1Hen ununterbrochen, jedoch für den Rest der Christenheit verborgen, ein Teil des äthiopischen Bibelkanons. 1773 wurde es von dem englischen Reisenden James Bruce wiederentdeckt und der westeuropäischen Wissenschaft bekannt gemacht.


Zwischen den drei Erzählungen, die im Atrahasis-Epos (18./17. Jh. v. Chr.), im Gilgamesch-Epos (12. Jh. v. Chr.) und im Alten Testament (ab dem 9. Jh. v. Chr., stehen gibt es unzählige Parallelen wobei manche Erzählungen und Lieder vorher mündlich weitergegeben wurden. So etwa der Bericht über die Sintflut.


Und dann ist da noch die Kolbrin-Bibel, die bis 1184 in der Bibliothek der Abtei von Glastonbury, England, aufbewahrt wurde. Sie wird von vielen Forschern als das erste jüdisch-christliche Dokument angesehen, das über die menschliche Evolution, den Kreationismus und die Entwicklung der Intelligenz informiert. Die Bibel besteht aus 11 Büchern. Sechs sollen von ägyptischen Schriftgelehrten nach dem Exodus geschrieben worden sein, die anderen fünf von keltischen Priestern nach der Geburt Christi. Nach einem Brand in der Abtei von Glastonbury verschwand die Bibel spurlos. Erst in der Neuzeit in Sydney, Australien, wurde sie wieder entdeckt und veröffentlicht.



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