Evolution

Die Evolutionstheorie beschreibt die Entstehung und Veränderung biologischer Einheiten, speziell der Arten, als Ergebnis einer organismischen Evolution, d. h. eines Entwicklungsprozesses im Laufe der Erdgeschichte, der mit der Entstehung des Lebens einsetzte und weiterhin andauert. Judentum, Christentum und Islam gehen von einem göttlichen Akt der Schöpfung aus und vertreten das Konzept einer Artkonstanz. Erst der französische Entwicklungsbiologe Jean-Baptiste de Lamarck vertrat die Meinung, dass Arten nicht unveränderlich sein und schlug 1809 einen Artenwandel vor. Er ging von einer Vererbung erworbener Merkmale aus. Auch Charles Darwin ging 50 Jahre später (1859) davon aus, dass erworbene Eigenschaften weiter gegeben werden können. Er entwickelte eine neue Evolutionstheorie, die auf Variation und natürlicher Selektion beruht. Im Jahr 1858 verfasste der Zoologe Alfred Russel Wallace seine Überlegungen zur heute bekannten natürlichen Selektion in dem Tenate-Manuskript. Wallace kam darin zu fast genau den selben Schlüssen wie Darwin. Dieses Manuskript schickte Wallace an Charles Darwin. Das Manuskript bestätigte Darwin und bewegte ihn zur Veröffentlichung seiner Theorie. Sowohl Wallace als auch Darwin nahmen an, dass natürliche Mechanismen die biologische Vielfält steuern würden und nicht Gott. Den genauen Mechanismus, wie Merkmale von Generation zu Generation weitergegeben werden und warum sich Variationen dieser Merkmale nicht durch Vererbung vermischten, konnten sie jedoch nicht erklären.

 Erst Gregor Mendel entdeckte die Vererbungsgrundlagen. Die ursprünglich zwischen dem mendelschen und dem darwinschen Konzept der Vererbung bestehenden unterschiedlichen Berechnungen und Voraussagen hinsichtlich der Geschwindigkeit der Evolution, wurden erst ab 1930 durch die Forschungsarbeit des britischen Genetikers Ronald Fisher zusammengeführt. Das Ergebnis  war eine Kombination der Darwin-Wallace’schen natürlichen Selektion mit den mendelschen Vererbungsregeln, die als Synthetische Theorie der Evolution bekannt wurde.  Sie erklärt, wie die Artentstehung und der Artwandel von Individuen der gleichen Art im gleichen Lebensraum, also innerhalb einer Population passiert. Die Synthetische Evolutionstheorie wurde kontinuierlich durch moderne Erkenntnisse der Genetik, Molekularbiologie, Ökologie und Paläontologie kontinuierlich vervollständigt. Die Entschlüsselung der molekularen Struktur der DNA im Jahr 1953, ihre Funktionsweise und somit die physische Basis der Vererbung, brachte endlich Licht in den für die Evolution wesentlichen Vorgang der Mutation.  Evolution wird nach der synthetischen Evolutionstheorie durch sechs Evolutionsfaktoren bestimmt: Selektion, Mutation, Gendrift, Migration, Isolation und Rekombination.


Trotz der wissenschaftlich schlüssigen Beweise für die biologische Evolution gibt es auch ablehnende Haltungen und Kritik.  Z. B. vertreten die Kreationisten die religiöse Auffassung, dass das Universum, das Leben und der Mensch buchstäblich so entstanden sind, wie es in den Heiligen Schriften der abrahamitischen Religionen und insbesondere in der alttestamentlichen Genesis geschildert wird. So auch der christliche Fundamentalismus, welcher sich ausdrücklich auf die Bibel als Fundament (Bibeltreue) und das wörtlich inspirierte Wort Gottes beruft. Vertreter dieser Denkrichtung sind u . a. die Mormonen oder die Zeugen Jehovas. Die großen christlichen Kirchen lehnen den Kreationismus ab. Die Römisch-katholische Kirche sucht hier einen Kompromiss.  So erklärte Papst Johannes Paul II. am 22. Oktober 1996, dass die Evolutionstheorie mit dem christlichen Glauben vereinbar sei. Auch die Evangelische Kirche in Deutschland distanziert sich vom Kreationismus.


Kritik an der klassischen Evolutionstheorie üben primär, Vertreter eines Konzepts der evolutiven Wandlung der Körperstruktur und -form von Organismen gemäß hydraulisch-energetischen Prinzipien. Dieses Konzept nennt sich Frankfurter Evolutionstheorie (auch Kritische Evolutionstheorie) und ist keine andere vollständige Evolutionstheorie, sondern  ein allerdings stark modifiziertes Erklärungskonzept für einen spezifischen Aspekt der Evolution, nämlich die Abwandlung der Körperformen durch innere Prinzipien der Organismen. Nach der Frankfurter Evolutionstheorie  sollen Organismen nach Maßgabe der Leistungsfähigkeit ihrer Körperkonstruktion in die erreichbaren Umwelten eindringen und diese, etwa durch ihre Stoffwechselaktivitäten, maßgeblich mitgestalteten. Es sei also nicht die Umwelt, die die Körperkonstruktion forme, sondern die Körperkonstruktion eines Organismus bestimme, welche Umwelten er nutzen kann. Kurz als „Evolution ohne Anpassung“ beschrieben.


Zusammengefasst lauten die Theorien der Frankfurter Evolutionstheorie:


  1. Organismen sind hydrawulische, mechanisch kohärente, energiewandelnde Konstruktionen, die sich nicht an ihre Umwelten anpassen, sondern Lebensräume nach Maßgabe der Leistungsfähigkeit ihrer Körperkonstruktion selbst erschließen.
  2. Organismen sind autonome Subjekte der Evolution, d. h. die jeweils bestehende Körperkonstruktion bestimmt das Ergebnis und die Richtung der Evolution maßgeblich mit.
  3. Über Fortbestehen oder Untergang eines Lebewesens entscheidet in erster Linie die Funktionstüchtigkeit der Körperkonstruktion und eine ökonomische Energiebilanz hinsichtlich Formerhaltung, (Fort-)Bewegung und Fortpflanzung Der Einfluss der Umwelt ist sekundär und greift erst dann, wenn sich Lebewesen in ihren Lebensräumen behaupten müssen.
  4. Evolution ist irreversibel, d. h. einmal veränderte (differenzierte, abgebaute oder umgebaute) Strukturen können nicht mehr „zurückentwickelt“ werden, weil strukturelle Veränderungen einem energetischen Gefälle geschuldet sind.


 Eine entscheidende Schwäche der Frankfurter Evolutionstheorie, ist, dass die Erkenntnisse moderner Evolutionsbiologie und Entwicklungsbiologie zu wenig berücksichtigt werden. Das Konzept wird daher auch weitestgehend abgelehnt.

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