Die Meeresteilung

26 Aber der HERR sprach zu Mose: Recke deine Hand aus über das Meer, daß das Wasser wieder herfalle über die Ägypter, über ihre Wagen und Reiter. 27 Da reckte Mose seine Hand aus über das Meer, und das Meer kam wieder vor morgens in seinen Strom, und die Ägypter flohen ihm entgegen. Also stürzte sie der HERR mitten ins Meer, 28 daß das Wasser wiederkam und bedeckte Wagen und Reiter und alle Macht des Pharao, die ihnen nachgefolgt waren ins Meer, daß nicht einer aus ihnen übrigblieb. 29 Aber die Kinder Israel gingen trocken mitten durchs Meer; und das Wasser war ihnen für Mauern zur Rechten und zur Linken. 30 Also half der HERR Israel an dem Tage von der Ägypter Hand. Und sie sahen die Ägypter tot am Ufer des Meeres 31 und die große Hand, die der HERR an den Ägyptern erzeigt hatte. Und das Volk fürchtete den HERRN, und sie glaubten ihm und seinem Knecht Mose.


Die Geschichte der Meeresteilung wird bis heute häufig am Roten Meer verortet. Bei Ausgrabungen in einer antiken Synagoge in der archäologischen Stätte Hukkok in Galiläa wurde 1945 ein Mosaik gefunden, das die Teilung des Roten Meeres darstellt. Die Szene zeigt Pharaos Soldaten, die von riesigen Fischen verschlungen werden, umgeben von umgestürzten Streitwagen, deren Fahrern sowie Pferden. Das Mosaik dekoriert den Boden des Synagogenschiffs. Nur in einer anderen Synagoge in Israel sowie in einer syrischen Synagoge war die Geschichte der Teilung des Roten Meeres bisher entdeckt worden.

Doch im Alten Testament ist immer nur vom "Schilfmeer" oder allgemein von "Meer" die Rede, nicht vom "Roten Meer. Nur im Neuen Testament wird im Gegensatz zum Alten Testament das "Rote Meer" tatsächlich zweimal direkt genannt, so zum Beispiel in der Apostelgeschichte Kap. 7, Vers 36: Dieser Mose führte sie heraus und tat Wunder und Zeichen in Ägypten, im Roten Meer und in der Wüste vierzig Jahre lang. Eine genaue Lokalisierung des Schilfmeeres ist schwierig, da die verschiedenen Überlieferungen unterschiedliche Regionen nennen und genaue Ortsangaben fehlen. Eine der Überlieferungen geht von einer südlicheren Route der Israeliten aus, zur Wüste Schur, und verbindet das Meerwunder mit den Bitterseen. Nach einer anderen Überlieferung nahmen die Israeliten die kürzere, nördlichere Route über Migdol und in der Nähe des Horuswegs am Mittelmeer entlang. Bei dieser zweiten Variante ist nur sicher, dass die Israeliten nicht die direkte nördliche Route, den Horusweg nach Kanaan nahmen, da dieser zu stark bewacht war. Dies belegt auch Ex 13,17-18: Als der Pharao das Volk ziehen ließ, führte sie Gott nicht den Weg ins Philisterland, obwohl er der kürzere war. Die Leute könnten es sonst, wenn sie Krieg erleben, bereuen und nach Ägypten zurückkehren wollen. So ließ sie Gott einen Umweg machen, der durch die Wüste zum Schilfmeer führte. Geordnet zogen die Israeliten aus Ägypten hinauf. Der Horusweg war die südlich des Sirbonitischen Sees verlaufende Straße von Migdol nach Gaza. Entlang der Straße gab es ein dichtes Netz aus militärischen Stützpunkten, was archäologische Grabungen auch belegen. Die Israeliten umgingen den Horusweg und schlugen einen Weg direkt an der Küste ein. In dessen Verlauf mussten sie eine schmale Landzunge passieren, die zwischen dem Mittelmeer im Norden und dem Sirbonischen See im Süden hindurchläuft. Antike Autoren berichten, dass Flutwellen den Weg über die Landzunge vom Mittelmeer her überspülen konnten. Dies wäre ein Ort, an dem das Schilfmeerwunder gut vorstellbar ist. Die Israeliten reisen von Ramses nach Sukkot und dann nach Etam am Rande der Wüste, angeführt von einer Wolkensäule bei Tag und einer Feuersäule bei Nacht. Dort sagt Gott Moses, er solle umkehren und am Meer in Pi-HaHiroth zwischen Migdol und dem Meer direkt gegenüber dem Baal-Zephon lagern. Pi-Hachirot bedeutet "Mündung des Kanals": Der Kanal war von den Ägyptern als Verteidigung ihrer Grenze angelegt worden, genau da, wo sie nicht durch die Wüste geschützt waren. Pi-Hahiroth lag östlich von Baal Zephon. Im Verlauf des ersten Jahrtausends v. Chr. soll die in Memphis seit dem 13. Jahrhundert v. Chr. bestehende Verehrung des semitischen Wetter- und Himmelsgottes Baal-Zefon auf die am Sirbonischen See auf einer Nehrung liegende Erhebung Kasion erweitert und Baal-Zefon geweiht worden sein, der anschließend im östlichen Nildelta zu einer gewichtigen Gottheit aufstieg, insbesondere in Pelusium. Kasion ist eine auffällige Erhebung von einiger Höhe in der ansonsten flachen Umgebung, nämlich eine (verfestigte) Düne von fast 30 m Höhe in der Mitte der Nehrung östlich von Pelusium zwischen dem Sirbonischen See und dem Mittelmeer. Dort wird Kasion bis heute lokalisiert. Hier hat wahrscheinlich der biblische Name Baal-Zephon seinen Ursprung. Ob ein der Gottheit Baal-Zefon geweihtes Heiligtum tatsächlich auf der Nehrung vorhanden war, bleibt aber unklar, da entsprechende Bodenfunde sowie Ruinen fehlen. Die Existenz eines Heiligtums und einer Stadt wird daher zumindest für Kasion angezweifelt. Einige Kilometer südlich lag der Ort Zafane, heute Tell el-Dafana. In Zafane gab es wahrlich einen Tempel des semitischen Wetter- und Himmelsgottes Baal. Die genaue Lage von Pa-Hahirot bleibt aber unbekannt. Migdol lag am Hauptverkehrsweg von Ägypten über die Sinai-Halbinsel und bis hinauf nach Gaza, am sogenannten Horusweg. Das Wort Migdol bedeutet Turm. Der Ort war eine ägyptische Festung, die die Straße zum Philisterland sichern sollte.


Der Pharao verfolgt die Israeliten mit Streitwagen und erreicht sie in Pi-Hahiroth. Doch die Feuersäule und die Wolke trennen die Israeliten und die Ägypter vorerst noch. Auf Gottes Befehl hielt Mose seinen Stab über das Wasser, und während der ganzen Nacht teilt ein starker Ostwind das Meer. Die Israeliten gingen auf trockenem Land mit einer Wasserwand zu beiden Seiten, jetzt aber gefolgt von der ägyptischen Armee. Sobald die Israeliten das Meer sicher gekreuzt hatten, hob Moses wieder die Arme, das Meer schließt sich und die Ägypter ertranken. In der Bibel, dem Koran und der Thora wird beschrieben, wie Moses von Gott einen starken Ostwind geschickt bekommt, der das Meer teilt und dem jüdischen Volk die Flucht aus Ägypten ermöglicht. Ex 14,21-23:  Mose streckte seine Hand über das Meer aus und der Herr trieb die ganze Nacht das Meer durch einen starken Ostwind fort. Er ließ das Meer austrocknen und das Wasser spaltete sich. Die Israeliten zogen auf trockenem Boden ins Meer hinein, während rechts und links von ihnen das Wasser wie eine Mauer stand. Die Ägypter setzten ihnen nach; alle Pferde des Pharao, seine Streitwagen und Reiter zogen hinter ihnen ins Meer hinein. So eine Teilung des Meeres könnte tatsächlich möglich sein und hält einer wissenschaftlichen Prüfung stand. Ein Phänomen namens "wind setdown" soll dies ermöglichen. Dabei drücken Winde mit einer Geschwindigkeit von etwa 60 Meilen (ca. 97 km) pro Stunde (ca. 97 km/h) das Wasser in eine Richtung, sodass eine Sturmflut entsteht. Auf der anderen Seite - von der der Wind drückt - hingegen verschwindet das Wasser. Zu diesem Ergebnis ist ein Forschungsteam vom Department of Atmospheric and Oceanic Studies der Universität von Colorado gekommen. Sie haben im Rahmen einer größeren Studie über Wasserbewegungen durch Wind versucht herausfinden, ob es im Gebiet um das Rote Meer Stellen gibt, an denen es sich, wie im Buch Exodus beschrieben, teilen ließe. Besonderes Augenmerk schenkten sie einem alten Arm des Nildeltas, dem sogenannten pelusischen Arm, der früher in eine Lagune, den ehemaligen See von Tanis (heute Manzana-See), gemündet hatte. Mithilfe von Satellitenaufnahmen und archäologischen Daten konnten sie verifizieren, dass an der Stelle, an der der Fluss wahrscheinlich in den See gemündet ist, ein Ostwind mit etwa 100 km/h Kilometern pro Stunde binnen zwölf Stunden eine trockene Passage freilegen und so die Teilung herbeigeführt haben könnte. Das Wasser würde einerseits in die Lagune, andererseits zurück in den Fluss gedrängt. Diese etwa vier Kilometer lange und fünf Kilometer breite Furt war der Studie zufolge für rund vier Stunden begehbar. Beim Nachlassen des Sturms konnten die Wassermassen demnach recht abrupt zurückkehrten. Die hebräische Bezeichnung des Meeres an dieser Stelle der Bibel ist "Yam Suf", was wörtlich übersetzt "Schilfmeer" bedeutet. Diese Beschreibung passt genau auf den mit Papyrus bewachsenen See.


Eine andere Erklärungsvariante verweist auf den Sirbonischen See ebenfalls im Nildelta. Der See entstand durch Verfrachtung von Material, das der heute verschwundene Pelusische Arm des Nils mit sich führte. Ein durch die Ablagerungen gebildete langgestreckter Landstreifen schnitt vom Mittelmeer ein Haff (vom tieferen Hauptteil des Meeres getrennter Brackwasserbereich) ab, den Sirbonischen See. Der See versumpfte nach und nach durch Verdunstung und gewann durch aus der Wüste eingewehten Sand das Aussehen festen Landes. Dieser Fließsand konnte Reisende, die sich nicht auskannten, leicht in die Tiefe ziehen. Die griechischen Geschichtsschreiber, Diodor und Strabon, beschrieben die Tücken dieses Gewässers. Dort soll es auch noch bis in die römische Zeit hinein Seebeben gegeben haben, die zeitweise das Wasser im Haff ganz verschwinden ließen. In der Nähe der Mündung des Pelusischen Armes lag die Grenzfestung des Ramses III. (westsemitisch Migdol). Nach der biblischen Überlieferung soll der Weg der Israeliten beim Auszug aus Ägypten an Migdol vorbeigeführt haben (Ex 14,2: Sag den Israeliten, sie sollen umkehren und vor Pi-Hahirot zwischen Migdol und dem Meer ihr Lager aufschlagen. Gegenüber von Baal-Zefon sollt ihr am Meer das Lager aufschlagen.), bevor es zur Rettung am Meer bzw. Schilfmeer kam. Diese Anhaltspunkte erlauben es, das biblische Schilfmeer und Baal-Zefon am Sirbonischen See zu verorten.


Eine ganz andere Erklärung, wo das Schilfmeerwunder stattfand, hat der schwedische Wissenschaftler Dr. Lennart Moller. In Ex 13,17-18 steht geschrieben: Als der Pharao das Volk ziehen ließ, führte sie Gott nicht den Weg ins Philisterland, obwohl er der kürzere war. Denn Gott sagte: Die Leute könnten es sonst, wenn sie Krieg erleben, bereuen und nach Ägypten zurückkehren wollen. So ließ sie Gott einen Umweg machen, der durch die Wüste zum Schilfmeer führte. Die Bibel sagt also, dass die Israeliten zuerst durch eine Wüste gingen und dann das Gewässer erreichten, dass Gott für sie teilen würde. Also suchte er zuerst nach einer Wüste, um die Richtung ihrer Auswanderung bestimmen zu können. Die einzige Wüste, die seiner Meinung nach infrage kommt, ist die Sinai Halbinsel. Im Norden grenzt die Wüste Sinai ans Mittelmeer, im Süden ragt sie in Rote Meer. Sie spaltet das Rote Meer in den Golf von Suez im Westen und in den Golf von Akaba im Osten. Im Süden der Sinai Halbinsel gibt es steile Felskliffs und Canyons mit Schluchten und tief eingeschnittenen Wadis. Für eine Wanderung mit so vielen Menschen wie in der Bibel beschrieben ist diese Region völlig ungeeignet.  Moller hält es daher für wahrscheinlicher, dass die Israeliten zunächst mitten durch die Halbinsel wanderten, dann das Wadi Watir eine enge Schlucht im Sinai, die am Roten Meer mündet, entlanggingen, um schließlich den Golf von Aqaba in der Nähe von Nuweiba zu erreichen. Dr. Lennart Moller geht davon aus, dass die Durchquerung des Roten Meeres dort im Golf von Akaba, bei Nuweiba, stattgefunden hat. Doch im Alten Testament ist immer nur vom "Schilfmeer" oder allgemein von "Meer" die Rede, nicht vom "Roten Meer. Nur im Neuen Testament wird im Gegensatz zum Alten Testament das "Rote Meer" tatsächlich zweimal direkt genannt, so zum Beispiel in der Apostelgeschichte; Kap. 7, Vers 36: Dieser Mose führte sie heraus und tat Wunder und Zeichen in Ägypten, im Roten Meer und in der Wüste vierzig Jahre lang. Die Bibel nennt das Gewässer, das die Israeliten durchquerten „yam Suf“. Yam bedeutet Meer und Suf kann auf verschiedene Weise übersetzt werden. In unterschiedlichen Übersetzungen des Textes wurde "yam suf" entweder als Rotes Meer oder als Schilfmeer interpretiert. In der hebräischen Übersetzung bedeutet yam Suf aber Schilfmeer.

Das Bild  links zeigt den Wadi-Watir , den einzigen Zugang zur Bucht Nuweiba. Auf diesem Weg könnten die Israeliten und auch das Heer der Ägypter die Nuweiba Bucht erreicht haben.  Wenn man vom Westen aus der Wüste auf die Bucht zukommt, ist dies der erste Blick auf das Rote Meer, der sich ergibt. Im Hintergrund erkennt man schon die Gebirge von Midian, dem heutigen Saudi Arabien. Die Midianiter waren nach der Bibel ein Stamm kriegerischer Wüstennomaden. Das Land Midian wird in der Bibel nur in ungefährer Richtung südöstlich von Palästina in der gebirgigen Wüste lokalisiert. Deshalb bleibt deren exakte Lokalisierung ungewiss.  Da sich nach Ex 3,1 dort der Gottesberg Horeb – der erst viel später mit dem Berg Sinai im Süden der gleichnamigen Halbinsel identifiziert wurde – befand, nimmt man an, dass sich die Gegend im nordwestlichen Teil des heutigen Saudi-Arabiens östlich des Golfs von Akaba befand.

Nach biblischer Überlieferung floh Mose nach seinem Mord an einem ägyptischen Sklaventreiber nach Midian, heiratete dort Zippora, die Tochter Jitros, des Priesters von Midian, die ihm zwei Söhne, Gerschom und Elieser, gebar. Ex 2, 21: Mose entschloss sich, bei dem Mann zu bleiben, und dieser gab seine Tochter Zippora Mose zur Frau. Nach 40 Jahren (Apostelgeschichte. 7,36: Dieser Mose hat sie herausgeführt, indem er Zeichen und Wunder tat in Ägypten und im Roten Meer und in der Wüste, vierzig Jahre lang) begegnete Mose dann JHWH, dem ihm bis dahin unbekannten Gott seiner Vorväter, am Gottesberg Horeb in einem brennenden Dornbusch und erhielt die Berufung zum Anführer seines Volkes aus der Sklaverei.  Ex 3, 1-2: Mose weidete die Schafe und Ziegen seines Schwiegervaters Jitro, des Priesters von Midian. Eines Tages trieb er das Vieh über die Steppe hinaus und kam zum Gottesberg Horeb. Dort erschien ihm der Engel des Herrn in einer Flamme, die aus einem Dornbusch empor schlug. Er schaute hin: Da brannte der Dornbusch und verbrannte doch nicht.


Wo liegt das Schilfmeer? Dr. Lennart Moller fand einen Hinweis im Ersten Buch der Könige, der diese Frage angeblich beantwortet: 1 Kön 9, 26: König Salomo baute auch eine Flotte in Ezjon-Geber, das bei Elat an der Küste des Schilfmeers in Edom liegt. Danach hatte König Salomon seine königliche Flotte an einem Schilfmeer (=Yam Suf) . Es ist bekannt, dass die Flotte im Golf von Akaba lag, da Ezjon-Geber ein Hafenort am Golf von Akaba ist. Daraus schlussfolgert Moller, dass Yam Suf der Golf von Akaba ist. Wie aber konnte das Rote Meer am Golf von Akaba überquert werden. Auch hierfür hat Moller eine Erklärung. Es gibt im Golf von Akaba zwei tiefe Becken, eines im Süden, das ungefähr 2.000 Meter tief ist und ein anderes im Norden, das ungefähr 1.000 Meter tief ist. Aber in der Mitte ausgehend von der Halbinsel Nuweiba befindet sich eine „Unterwasserstraße“ quer durch den Golf von Akaba hindurch. Diese „Unterwasserstraße“ hat ein ungefähr sechsprozentiges Gefälle auf der einen Seite und eine ungefähr sechsprozentige Steigung auf der anderen Seite. Auf diesem Weg sollen die Israeliten das Meer überquert haben. Gestützt wird seine Theorie durch eine Anzahl von Funden auf dem Meeresgrund vom Golf von Akaba.


2002 untersuchte Moller zusammen mit einem ein Team von Wissenschaftlern den Grund des Roten Meeres im Golf von Akaba. Dort wollen sie Relikte der ägyptischen Armee gefunden haben. Bei verschiedenen Tauchgängen fanden sie mit Korallen verkrustete Knochen und Wagenreste. Zu den gefundenen Artefakten zählen Räder, Wagenkörper sowie Menschen- und Pferdeknochen, die über eine Strecke von fast 2,5 km über den Meeresboden verstreut sind.

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