Die Sintflut

Gen 6, 19: Und du sollst in den Kasten tun allerlei Tiere von allem Fleisch, je ein Paar, Männlein und Weiblein, dass sie lebendig bleiben bei dir. 20 Von den Vögeln nach ihrer Art, von dem Vieh nach seiner Art und von allerlei Gewürm auf Erden nach seiner Art: von den allen soll, je ein Paar zu dir hineingehen, dass sie leben bleiben. 21 Und du sollst allerlei Speise zu dir nehmen, die man isst, und sollst sie bei dir sammeln, dass sie dir und ihnen zur Nahrung da sei. 22 Und Noah tat alles, was ihm Gott gebot.
 

Gen 7, 21: Da ging alles Fleisch unter, das auf Erden kriecht, an Vögeln, an Vieh, an Tieren und an allem, was sich regt auf Erden, und alle Menschen. 22 Alles, was einen lebendigen Odem hatte auf dem Trockenen, das starb. 23 Also ward vertilgt alles, was auf dem Erdboden war, vom Menschen an bis auf das Vieh und das Gewürm und auf die Vögel unter dem Himmel; das ward alles von der Erde vertilgt. Allein Noah blieb übrig und was mit ihm in dem Kasten war. 24 Und das Gewässer stand auf Erden hundertundfünfzig Tage.


In den mythologischen Erzählungen verschiedener antiker Kulturen wird von der Sintflut, einer gottgesandten Flutkatastrophe erzählt, die die gesamte Menschheit und die Landtiere vernichtet hat. Nur wenige, von Gott auserwählte Personen entkamen der Katastrophe.

Die Gründe für die Sintflut war meist der Zorn Gottes oder Götter über die Verfehlungen der Menschen. Die ältesten und gleichzeitig bekanntesten überlieferten Berichte über die Sintflut sind die Geschichte vom König Ziusudra im Atraḫasis-Epos (2000 v. Chr.?) und die Geschichte von Utnapischtim im Gilgamesch-Epos (18. Jahrhundert v. Chr.?). Der antike römische Dichter Ovid erzählt in seinem Werk „Metamorphosen I, 208–415“ ebenfalls von einer Sintflut. Gott Zeus strafte die Menschen des eisernen Zeitalters durch eine große Flut, die Deukalionische Flut, die nur Deukalion, der Sohn des Prometheus und seine Frau Pyrrha überlebten. Deukalion baut auf den Rat seines Vaters einen großen Holzkasten, den er mit dem Lebensnotwendigen belädt. Zusammen mit seiner Frau Pyrrha, einer Tochter von Epimetheus und Pandora, wird er neun Tage und Nächte lang von den Fluten herumgetrieben und landet schließlich am Gebirge Parnassos bei Delphi an. Die Forschung vermutet, dass die legendäre Gestalt des Deukalion im Kontext der Vulkanexplosion auf Santorin auf einen frühen König der Athener der um ca. 1500/1600 v. Chr. lebte, oder sogar auf den sagenhaften minoischen König von Kreta zurückgehen könnte. Ein Indiz dafür sind Überflutungsspuren aus dieser Zeit auf Kreta. Die Santorin-Explosion soll zu riesigen Flutwellen geführt haben. Auch der antike griechische Philosoph Platon erwähnt die Flut ebenfalls in seinem Timaios. In all diesen Erzählungen finden sich Parallelen zur biblischen Flutgeschichte. Der bekannteste Bericht über die Sintflut ist in der Bibel im 1. Buch Mose (Genesis 7,1-24) überliefert. Im Genesis (altes Testament) wird erzählt, dass Noah von Gott vor einer großen Flut gewarnt und beauftragt wurde, die Arche, ein großes kastenförmiges Schiff zu bauen, um damit sich und seine Familie sowie die Landtiere zu retten.  Gen 6,17 Denn siehe, ich will eine Sintflut mit Wasser kommen lassen auf Erden, zu verderben alles Fleisch, darin ein lebendiger Odem ist, unter dem Himmel. Alles, was auf Erden ist, soll untergehen.   Noah baut die Arche, und überlebt mit seiner Familie und einem Paar jeder Tierart (bestimmte Tiere auch sieben Paare) die Sintflut. Die Sintflut dauerte ein Jahr und 10 Tage. Die gesamte Erdoberfläche war bis über die Bergspitzen mit Wasser bedeckt. Nach dem Rückgang des Wassers landete die Arche auf den Bergen Ararat.


Die Sintflut wird auf Grundlage der alttestamentlichen Angaben von christlichen Geschichtsschreibern sehr unterschiedlich, meist zwischen 2578 v. Chr. und 2282 v. Chr. datiert. Eine ältere Datierung auf das Jahr 2242 Annus mundi (3268 v. Chr.), steht in der pseudo-manethonischen Überlieferung „Buch der Sothis“. Annus mundi ist eine Bezeichnung für die Zählung der Jahre vom ermittelten Zeitpunkt der biblischen Schöpfung an.


Die Sintflut wird nicht nur in der Bibel, sondern auch in anderen literarischen Quellen, wie dem Gilgamesch-Epos oder dem Atraḫasis-Epos überliefert. Des Weiteren wird sie auch in vielen anderen Kulturkreisen (z.B. griechische, indische oder chinesische Mythologie) und im Koran erwähnt. Aus der griechischen Mythologie stammt ein bekannter Hinweis von dem griechischen Philosophen Platon, der den Mythos um das legendäre Atlantis schuf, das in einer Flutkatastrophe unterging. Der römische Dichter Ovid berichtet von der Deukalionischen Flut, deren Hauptprotagonist Deukalion in zahlreichen Details der Person des Noah ähnelt. In einem chinesischen Mythos wird ein Held namens Yu durch den Herrscher Shun beauftragt, einer großen Überschwemmung Herr zu werden. Er benötigt 13 Jahre, um diese Aufgabe zu bewältigen. Die Maya und Azteken kennen Geschichten von einer Flut, die die gesamte Erdoberfläche überspült haben soll. Auch indigene Völker aus Neuguinea und den Südseeinseln haben Flutmythen, die wahrscheinlich aus vorchristlicher Zeit stammen. Die Tatsache, dass so unterschiedliche Völker an verschiedenen Orten der Erde, Berichte über die Sintflut überliefert haben, kann ein Beleg dafür sein, dass diese Flutkatastrophe tatsächlich stattgefunden hat. Es gibt auch Bezüge zum Atlantis Mythos. Otto Muck einer der einflussreichsten Atlantis-Forscher des 20. Jahrhunderts, entwickelte eine Theorie, nach dem durch den Einschlag eines Asteroiden aus der Apollo-Gruppe im westlichen Atlantik die Großinsel Atlantis versank. Die Asteroiden der Apollo-Gruppe gelten nach heutigen Erkenntnissen als mögliche Kandidaten einer Kollision mit der Erde , da sie auf ihrer Bahn der Erdbahn dichter als 0,05 astronomische Einheiten (1 AE = 149 597 870 700 Meter) kommen und daher auf einer Zeitskala von 100 Jahren durch Bahnstörungen auf Kollisionskurs geraten können. Sie bewegen sich nicht wie die meisten Asteroiden im Asteroidengürtel um die Sonne, sondern im Bereich der inneren Planeten. Durch den Einschlag eines solchen Asteroiden sollen ungeheure Flutwellen entstanden sein, die dann als Sintflut in den Sagen und Mythen der Völker östlich und westlich des Atlantiks erscheint.


Die Wissenschaft beurteilt die Sintflut-Legende unterschiedlich. Von lokalen Überschwemmungen, über kontinentale Flutkatastrophen, Vulkanausbrüche, Impakttheorien von Meteoriten, bis hin zu See- und Erdbeben wird alles ins Zeug geführt, um das Rätsel zu lösen. Eine der am häufigsten diskutierten Theorien ist die von einem Wassereinbruch in das Schwarze Meer. Das Schwarze Meer war ehemals ein reiner Binnen- und Süßwassersee. Fest steht, dass irgendwann in der Geschichte der Bosporus durchbrach und dadurch eine dauerhafte Verbindung zum Mittelmeer entstand. Diese Verbindung besteht seit circa 7000 Jahren. Vor über 10.000 Jahren am Ende der letzten Eiszeit ließ eine Erderwärmung die Gletscher schmelzen. Das Mittelmeer stieg durch die enorme Menge an Schmelzwasser so gewaltig an, dass es die Felsenbarriere des Bosporus durchbrach und vor 7600 Jahren mit unvorstellbarer Wucht ins tiefer gelegene Schwarze Meer schoss: Binnen kürzester Zeit überschwemmte die Flut 100 000 Quadratkilometer fruchtbarstes Kulturland und vertrieb Hunderttausende von Siedlern. Das Schwarze Meer hob sich dabei um insgesamt 85 Meter. Die Schwarzmeer-Überflutung-Theorie wurde 1997 von den beiden US-amerikanischen Marinegeologen und William Ryan vorgetragen. Entsprechende Meeresboden-Untersuchungen des Schwarzen Meeres mit dem Echolot unterstützen die Theorie. Die Wissenschaftler fanden an verschiedenen Orten in Tiefen bis zu 120 Meter Sedimentablagerungen mit Süßwassermuscheln, darüber Ablagerungen eines Salzwassermeeres und dazwischen eine sehr dünne Grenzschicht. Datierungen mit der Radiokarbonmethode belegen , dass das Schwarze Meer bis zum Ende der letzten Eiszeit ein großer Süßwassersee war, der dann durch die Überflutung zum Salzwassermeer wurde. Doch auch diese Theorie ist umstritten. Deutsche Meeresforscher fanden 2007 bei Bohrungen im Schwarzen Meer Salzwassermuscheln sowie salzhaltige Sedimente, die mindestens 100 000 Jahre alt waren. Also war die Überschwemmung vor 7000 Jahren nicht das erste Salzwasser, das in das Schwarze Meer gelangt ist. Danach gab es nicht eine einzelne große Sturzflut, sondern das Naturschauspiel der Überflutung mit Meerwasser fand wiederholt und eher gemächlich statt. Eine interessante Sintflut-Theorie hat der österreichische Geologe Alexander Tollmann entwickelt. Danach soll ein in sieben Teile zerfallener Komet die Erde zeitlich versetzt in allen Weltmeeren getroffen habe. Tollmann stützt sich bei seinen Forschungsergebnissen auf die Auswertung geologischer Daten und auf Mythen und Sagen. Analog zum Ablauf des sogenannten Endekreide-Impakts entwickelt er eine Ereignisabfolge (Impakt – Impaktbeben – Weltenbrand – Tsunamiflutwellen (Sintflut) – Impaktnacht – Impaktwinter), die mit zahllosen Überlieferungen korreliere. Dieser Endkreide-Impakt führt zu einem der fünf größten Massenaussterben des Phanerozoikums und beendete insbesondere die Ära der Dinosaurier.


  • Zu den sogenannten „großen Fünf“ (auch Big Five) zählen im Einzelnen: das Ordovizische Massenaussterben vor 444 Mio. Jahren
  • das Kellwasser-Ereignis im Oberdevon vor 372 Mio. Jahren
  • das Ereignis an der Perm-Trias-Grenze vor 252 Mio. Jahren
  • die Krisenzeit an der Trias-Jura-Grenze vor 201 Mio. Jahren
  • sowie oben erwähntes Massenaussterben an der Kreide-Paläogen-Grenze vor 66 Mio. Jahren


Am Übergang von der Kreidezeit zum Paläogen (früher Tertiär) ereignete sich durch den Einschlag eines oder mehrerer Asteroiden, gekoppelt mit stark erhöhten vulkanischen Aktivitäten, ein weltweiter Fauna- und Florawechsel. Bei diesem Ereignis starben rund 70 bis 75 Prozent aller Tierarten aus, darunter mit Ausnahme der Vögel auch die Dinosaurier. Wesentliche geologische Merkmale für die Hypothese eines oder mehrerer Einschläge sind eine Iridium-Anomalie (ungewöhnlich hoher Iridium-Gehalt vieler Gesteine nahe der Kreide-Paläogen-Grenze), die auf einen großen Asteroideneinschlag hindeutet, sowie umfangreiche Mengen an Asche und Gesteinskügelchen, die unter extremer Hitze entstanden sein müssen. Die Geologen halten folgendes Szenario für am wahrscheinlichsten. Sie gehen davon aus, dass vor 66,040 Millionen Jahren (± 0,032 Millionen Jahre) ein etwa 14 km großer Asteroid mit einer Geschwindigkeit um 20 km/s im Gebiet des heutigen Golfes von Mexiko in das Meer einschlug. Der Asteroid verdampfte dabei innerhalb einer Sekunde fast vollständig, schleuderte aber durch die Wucht der Explosion einige tausend Kubikkilometer Carbonat und Evaporitgestein über weite Strecken als glühende Ejekta bis in die Stratosphäre, zu einem kleineren Teil weit darüber hinaus. Neben den unmittelbaren Auswirkungen des Einschlags wie ein Megatsunami, einer enormen Druckwelle sowie Erdbeben im Bereich der Stärke 11 oder 12 traten weltweit Flächenbrände auf, deren Ausdehnung und Dauer noch nicht endgültig geklärt ist. Innerhalb weniger Tage verteilte sich in der gesamten Atmosphäre eine große Menge an Ruß- und Staubwolken, die das Sonnenlicht über Monate hinweg absorbierten und einen globalen Temperatursturz (Impaktwinter) herbeiführten. Zusätzlich könnte laut einer aktuellen und auf Klimamodellen basierenden Studie eine Schicht Schwefelsäure-Aerosole maßgeblich zu einer globalen Dauerfrostperiode (Impaktwinter) über mehrere Jahre beigetragen haben, mit einem Absinken der Oberflächentemperatur um mindestens 26 °C in weiten Teilen der Erde. 


Ein anderes physisches Indiz für eine Sintflut ist Sedimentgestein. Die sedimentbildenden Prozesse werden durch die Wirkungen der Erdatmosphäre, der Hydrosphäre (Gesamtheit des Wassers der Erde) und der Biosphäre auf die Oberfläche des festen Erdkörpers beeinflusst. Wenn z. B. bei einer Flut des Ausmaßes der Sintflut, sich riesige Wassermengen mit großer Geschwindigkeit und Tiefe über kontinentale Entfernungen hinweg ausbreiten würden, hätte dies eine extrem zerstörerische Wirkung. Große Wassermengen, gepaart mit großer Geschwindigkeit entwickeln eine hohe kinetische Energie und sind in der Lage große Mengen an Ablagerungen, bestehend aus Teilchen von Schmutz, Sand, Steinen und Felsbrocken, aufzuwirbeln und mitzureißen. Wenn die kinetische Energie im Laufe der Zeit nachlässt, lagern sich die Sedimente in Schichten ab, aus denen Sedimentgestein entsteht. Das ist Schichtgestein, leicht erkennbar an den typischen pfannkuchenartigen, übereinander gelagerten Schichten. Diese Gesteinsart ist sowohl flächenmäßig über den gesamten Erdball verteilt als auch vertikal in die Tiefe gehend festzustellen. Welches geologische Ereignis steckt hinter den gigantischen und kontinental weiten Sedimentformationen, die man fast um den ganzen Erdball herum vorfinden kann (einschließlich des Meeresbodens), die zudem eine vertikale Dicke von Hunderten von Metern aufweisen und sich flächenmäßig über Tausende von Kilometern erstrecken? Im Kontext der Vorstellung einer Sintflut, ist die Gretchenfrage allerdings, ob dieses Sedimentgestein durch ein einziges Ereignis (d. h. Noahs Sintflut) abgelagert wurde oder ob mehrere kleinere Naturkatastrophen über lange Zeiten hin, unterbrochen von erheblichen Zeitintervallen, diese massiven Formationen aufgebaut haben. Wenn Sedimentschichten in fließendem Wasser entstehen, werden sie anfänglich vom Wasser durchdrungen und somit ziemlich flexibel. Sie sind verformbar. Aber es dauert nur ein paar Jahre, bis diese Sedimentschichten austrocknen und sich verhärten. Wenn das geschieht, werden sie brüchig, sodass infolge geologischer Verwerfungen oder Aufschiebungen das Gestein zerbröckeln kann. Die Zeitspanne zwischen diesen Ereignissen ist mindestens lang genug, damit die Schichten erst hart und dann brüchig werden konnten – was allerdings keine Äonen dauert, aber dennoch ein paar Jahre Zeit benötigt.


Die Ergebnisse der geologischen Untersuchungen stützen die These von einer oder mehreren Sintfluten in geschichtlicher Zeit. Noahs Sintflut kann also stattgefunden haben.


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