Der Garten Eden

Gen 2, 8-19: Und sie hörten die Stimme Gottes des HERRN, der im Garten ging, da der Tag kühl geworden war. Und Adam versteckte sich mit seinem Weibe vor dem Angesicht Gottes des HERRN unter die Bäume im Garten. 9 Und Gott der HERR rief Adam und sprach zu ihm: Wo bist du? 10 Und er sprach: Ich hörte deine Stimme im Garten und fürchtete mich; denn ich bin nackt, darum versteckte ich mich. 11 Und er sprach: Wer hat dir's gesagt, dass du nackt bist? Hast du nicht gegessen von dem Baum, davon ich dir gebot, du solltest nicht davon essen? 12 Da sprach Adam: Das Weib, das du mir zugesellt hast, gab mir von dem Baum, und ich aß. 13 Da sprach Gott der HERR zum Weibe: Warum hast du das getan? Das Weib sprach: Die Schlange betrog mich also, dass ich aß. 23 Da wies ihn Gott der HERR aus dem Garten Eden, dass er das Feld baute, davon er genommen ist, 24 und trieb Adam aus und lagerte vor dem Garten Eden die Cherubim mit dem bloßen, hauenden Schwert, zu bewahren den Weg zu dem Baum des Lebens. 16 Und zum Weibe sprach er: Ich will dir viel Schmerzen schaffen, wenn du schwanger wirst; du sollst mit Schmerzen Kinder gebären; und dein Verlangen soll nach deinem Manne sein, und er soll dein Herr sein. 17 Und zu Adam sprach er: Dieweil du hast gehorcht der Stimme deines Weibes und hast gegessen von dem Baum, davon ich dir gebot und sprach: Du sollst nicht davon essen, verflucht sei der Acker um deinetwillen, mit Kummer sollst du dich darauf nähren dein Leben lang. 18 Dornen und Disteln soll er dir tragen, und sollst das Kraut auf dem Felde essen. 19 Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen, bis dass du wieder zu Erde werdest, davon du genommen bist. Denn du bist Erde und sollst zu Erde werden.

Der Garten Eden wird im Tanach als Paradies bezeichnet. Die Frage nach dem Paradies ist untrennbar mit der Frage nach dem Leben und dem Tod verbunden. Den Ursprung des Todes sieht die Kirche als Straffolge der Sünde. Der Mensch sei ursprünglich für das Paradies, die Gemeinschaft mit Gott, erschaffen worden. Der Vertrauensbruch beim Sündenfall habe zur Verbannung aus dem Paradies und somit zur räumlichen Trennung von Gott zu Lebzeiten geführt. Adam habe durch Übertretung des göttlichen Prüfungsgebotes den Tod auf die ganze Menschheit gezogen.

 

  • Gen 2,16-17: Dann gebot Gott, der Herr, dem Menschen: Von allen Bäumen des Gartens darfst du essen, doch vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse darfst du nicht essen; denn sobald du davon isst, wirst du sterben.
  • Gen 3,19: Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen, bis du zurückkehrst zum Ackerboden; von ihm bist du ja genommen. Denn Staub bist du, zum Staub musst du zurück.

 

 Im 1. Buch Mose der Bibel wird ein Garten in Eden genannt, Genesis 2,8: Dann legte Gott, der Herr, in Eden, im Osten, einen Garten an und setzte dorthin den Menschen, den er geformt hatte.


Niederländische Wissenschaftler übersetzten 2014 Tontafeln  aus Ugarit (antike Stadt im Nordwesten des heutigen Syrien) aus dem 13. Jahrhundert v. Chr. Der in ugaritischer Sprache in Keilschrift verfasste Text enthält eine frühe Version des Mythos von Adam und Eva, rund 800 Jahre älter als die Fassung im 1. Buch Mose. Er erzählt von dem Kampf zwischen dem Schöpfergott El, dem höchsten der Götter, und einem Widersacher, dem dunklen Gott Ḥorrānu, (Horon), der El stürzen möchte: Die Götter lebten in einem paradiesischen Garten, in dem auch der Unsterblichkeit verleihende Baum des Lebens wächst. Horon wird von dort verbannt. Er nimmt die Gestalt einer Schlange an, vergiftet den Baum des Lebens und verwandelt ihn in einen Baum des Todes, der alles Leben auf der Erde bedroht. Die Götter beschlossen, den Gott Adammu, (Adam), hinabzusenden, um die Welt zu retten. Doch Adam, scheitert, als Horon in Form der Schlange ihn beißt und ihn so seiner Unsterblichkeit beraubt. Adam bat die Sonnengöttin Šapšu um Hilfe. Diese  versprach dem sterblich gewordenen Adam eine Frau, Kubaba. Sie wurde zur Mutter allen Lebens, also „ḥawwāh“, im Hebräischen Eva. Adam und Eva werden Mann und Frau. Indem sie Nachkommen zeugen, sichern sie die Fortexistenz des Lebens. Die Unsterblichkeit ging zwar verloren, aber das Leben kann weitergehen. Die Fortpflanzung bedeutete eine neue Form der Unsterblichkeit.  In der Keilschrift (KTU 1.107/100) von Ugarit heißt es wörtlich: Durch das Leben werden die Töchter der Menschheit den Tod besiegen […] Der Tod wird durch die Zeugung besiegt.

 

Wo liegt Eden? Einen ersten Hinweis liefert Gen 4,16: Und Kain ging weg von dem Angesicht JHWHs und wohnte im Lande Nod, östlich von Eden. Doch was Nod bedeutet oder wo es liegt, ist nicht geklärt. Auch Gen 4,17: Und Kain erkannte sein Weib, und sie wurde schwanger und gebar Hanoch. Und er baute eine Stadt und benannte die Stadt nach dem Namen seines Sohnes Hanoch, hilft nicht weiter. Immer wieder haben Menschen vergeblich versucht, den biblischen Garten Eden zu finden. Forscher haben ihn jetzt angeblich im Zweistromland zwischen den Flüssen Tigris und Euphrates lokalisiert. Die Wurzeln der Bibel liegen wahrscheinlich in den Ruinen von Babylon, Ninive und Assur. Im 1. Buch Mose steht geschrieben: Gen 2,10: Und ein Strom ging aus von Eden, den Garten zu bewässern; und von dort aus teilte er sich und ward zu vier Flüssen.

 

  • Gen 2,11: Der Name des Ersten ist Pison; dieser ist es, der das ganze Land Hawila umfließt, wo das Gold ist;
  • Gen 2,13: Und der Name des zweiten Flusses; Gihon; dieser ist es, der das ganze Land Kusch umfließt.
  • Gen 2,14: Und der Name des dritten Flusses: Hiddekel; dieser ist es, der vor Assyrien fließt. Und der vierte Fluss, das ist der Phrath.

 

Die geografische Lage Edens lässt sich am ehesten bestimmen, indem man die Beschreibung des „Stromes, der von Eden ausging“ und sich dann in vier „Hauptflüsse“ – Pischon, Gihon, Hiddekel teilte, zurate zieht. Die Identifikation der Flüsse ist aber abhängig von der jeweiligen Deutung der Flussnamen im Bibeltext und daher umstritten. Der Phrath (Perat) wird von den meisten Forschern als Euphrat identifiziert. Der Hiddekel wird mit dem Tigris gleichgesetzt. Sein altpersischer Name war Tigra, von dem wiederum der griechische Name Tigris abstammt. Laut Bibel soll er vor Assyrien fließen. Er ist es, der östlich an Aššur vorbeifließt. Assur ist eine historische Stadt im Norden des Iraks. Sie war namensgebend für die Kultur der Assyrer. Die Bibel liefert keine Hinweise, welcher Fluss der Gihon ist. Einziges Indiz ist das Land Kusch. Das Reich von Kusch lag im Norden des heutigen Sudan. Der Fluss Pischon wird mit dem Land Hawila verbunden. Ein Hinweis wo Hawila zu lokalisieren ist, findet sich im ersten Buch Mose (1. Mose 25,18): Und sie wohnten von Hawila bis Sur, das vor Ägypten liegt, nach Assyrien hin. Er ließ sich nieder angesichts aller seiner Brüder.


Einen weiteren Hinweis liefert das 1. Buch Samuel 15,7: Da schlug Saul die Amalekiter von Hawila bis nach Schur, das vor Ägypten liegt. Die genaue Lage von Schur nordöstlich von Ägypten, wird in den Bibelstellen (1. Mo 16,7; 20,1; 25,18; 2. Mo 15,22; 1. Sam 15,7; 27,8) beschrieben. Hieraus lässt sich auch die Verbindung mit Kusch (Nubien) und die Charakterisierung von Hawila als Goldland (Gen 2,11) herleiten, da Nubien in der Antike für Goldfunde bekannt war. Das Finden zweier weiterer Flüsse im Zweistromland, die Nebenflüsse des Tigris oder des Euphrats bzw. beider sind oder waren, ist aber ebenfalls möglich. Z. B. der Maden Çayı und der Dibni Çayı, Quellflüsse des Tigris oder der Murat, längster Quellfluss des Euphrats.


Es gibt verschiedene Theorien zur Lage des Garten Edens. Der britische Ägyptologe David Rohl vermutete den Garten Eden im Gebiet von Täbris, der Hauptstadt der iranischen Provinz Ost-Aserbaidschan. Neben den Flussbezeichnungen Tigris für Hiddekel und Euphrat für Perat setzte er den Pischon mit dem Fluss Qizil Üzan im Iran und den Gihon mit dem Fluss Aras im Kaukasus gleich. Der Gihon umfloss laut Gen 2, 13 das Land Kusch. Rohl vermutet, dass die Region am Fluss Aras einst unter dem Namen Kusch bekannt war. Der Archäologe
Juris Zarins von der Missouri State University hingegen äußerte die Theorie, dass der Garten Eden in einem heute überfluteten Flussdelta im Bereich des nördlichen Persischen Golfes lag. Neben den Flüssen Tigris und Euphrat identifiziert er den Fluss Pischon als die trocken gefallenen Wadi Batin und Wadi Rimah, den Gihon als den Karun. Der deutsche Professor für Altorientalische Philologie Manfried Dietrich vermutete hingegen, dass in einer mesopotamischen Vorlage zur Genesis-Erzählung der Garten Eden der Tempelgarten Eridu sein könne, da auch in der älteren Mythologie des Zweistromlandes der Tempelgarten als exklusiver Bereich der Götter bei der Erschaffung der Menschen eine Rolle spielt.Die vier Flüsse würden demnach nicht im Garten Eden entspringen, sondern dort zusammenfließen. Dabei hielt er den Fluss Pischon für den Uqnû-Karun und den Gihon für den Ūlāya-Kercha.


Die jüngste Theorie lokalisiert den Garten Eden im Südosten Anatoliens, nahe der heutigen Stadt Sanliurfa in der Türkei. Hier im neolithischen Hügelland liegt eine bedeutende Fundstätte aus der Steinzeit, Göbekli Tepe, "Nabelberg", das wahrscheinlich älteste steinzeitliche Heiligtum der Welt. Es ist bisher nicht geklärt, wie dieses genutzt und welche Religion dort ausgeübt wurde. Erbaut vor 12 000 Jahren, also 10 000 Jahre vor Christus und damit älter als die Pyramiden und Stonehenge. Göbekli ist damit die älteste Stätte der Welt, an der steinzeitliches Leben nachgewiesen wurde. Die Archäologen haben hier zahlreiche kreisförmige Steinanlagen ausgegraben, die zum Teil aus reliefierten, 6 Meter hohen und bis zu 20 Tonnen schweren T-förmigen Pfeilern bestehen. Die Pfeiler sind mit Bildern und komplizierten Symbolen bedeckt. In Ausgrabungsstätte wurden von Archäologen neben vielen weiteren Zeugnissen einer uralten Kultur, ein 4000 Jahre altes Rollsiegel mit der bislang ältesten bekannten Darstellung von einem Mann und einer Frau, die vor einem Baum stehen und von einer Schlange verführt werden, gefunden. Wie die Verführung von Adam und Eva im Paradies. In dem fruchtbaren und wildreichen Gebiet zwischen Ost-Türkei und Persischem Golf lebten schon in uralten Zeiten Nomaden als Jäger und Sammler. Das belegen die Darstellungen auf den T-förmigen Steinen in Göbekli: Wildschweine, Enten, Krebse, Früchte. Irgendwann im Verlauf der Geschichte begannen die Nomaden den Boden zu bearbeiten, anzupflanzen und sesshaft zu werden. Aus ehemaligen Jägern und Sammlern wurden hart arbeitende sesshafte Bauern und Viehzüchter. Dies bedeutet eine große Zäsur in der Menschheitsgeschichte und kann als die in der Bibel beschriebene Vertreibung aus dem Paradies gedeutet werden. Der Mensch wurde sesshaft und ließ das Leben als Jäger und Sammler hinter sich. Der Sündenfall von Adam und Eva und deren späteres Leben als Ackerbauern markierten diese Zeitenwende. Lag an diesem Ort wirklich das Paradies? Möglicherweise. Ein Indiz, welches darauf hinweist, findet sich in der Bibel. Das Alte Testament erwähnt an zwei Stellen die Kinder von Eden in Thelasar (Telassar). Thelasar war eine Stadt, in der „die Kinder Edens" wohnten. Bei 2. Könige 19,12 und bei Jesaja 37,12 steht geschrieben: Haben denn die Götter der Völker die Länder errettet, die von meinen Vätern vernichtet wurden: Gosan, Haran, Rezef und die von Eden in Telassar? Thelasar lag wahrscheinlich in Mesopotamien, ganz nah bei Göbekli. Telassar wurde auch von einigen Forschern als das heutige Tel Afer, ein Ort in Mesopotamien, identifiziert.


Das irdische Paradies spielt in den kosmografischen Vorstellungen des Mittelalters eine bedeutende Rolle. Dies wird eindrucksvoll anhand zahlreicher abendländischer Weltkarten, der sogenannten Mappae Mundi, belegt, denn darin wird nicht nur der unerreichbare Garten Eden im Fernen Osten, sondern auch das erste Menschenpaar mit der Schlange, der Baum des Lebens und der Baum der Erkenntnis, die apokalyptischen Heerscharen Gog und Magog sowie das sagenhafte Reich des christlichen Priesterkönigs Johannes, der ein mächtiges christliches Reich im fernen Asien oder in Afrika beherrscht haben soll, visualisiert.


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